Eigentumsbetrug in Texas: Wie Senate Bill 15 Hausbesitzer endlich schützt

Ein wachsendes, kaum bekanntes Problem bedroht Hausbesitzer in Texas – auch viele ausländische Investoren sind potenziell betroffen. Die Rede ist von „Deed Fraud“, also Eigentumsbetrug mittels gefälschter Grundbucheintragungen. Mit der Verabschiedung von Senate Bill 15 durch den texanischen Senat wird nun ein entscheidender Schritt unternommen, um dieser perfiden Masche ein Ende zu setzen.
In diesem Artikel erklären wir, was es mit dem Eigentumsbetrug in Texas auf sich hat, wie groß das Problem wirklich ist, warum es besonders für deutsche, österreichische und schweizerische Investoren relevant ist – und wie das neue Gesetz Betroffene künftig besser schützt.
Was ist Deed Fraud?
„Deed Fraud“ bezeichnet einen Eigentumsbetrug, bei dem Kriminelle gefälschte Eigentumsübertragungen beim County Clerk (dem zuständigen Grundbuchamt) einreichen – und dadurch scheinbar rechtmäßige Eigentümer eines Grundstücks oder Hauses werden.
Anschließend wird die Immobilie entweder:
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verkauft, obwohl der wahre Eigentümer nichts davon weiß, oder
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belastet, etwa durch Hypotheken oder andere Kredite auf den gestohlenen Besitz.
Anders als in Deutschland, wo ein Notar zentral in den Eigentumserwerb eingebunden ist, funktionieren Immobilientransaktionen in Texas und den meisten US-Bundesstaaten rein dokumentenbasiert. Ein eingereichtes, notariell beglaubigtes Dokument reicht oft aus, um das Grundbuch zu ändern – selbst wenn der Inhalt gefälscht ist.
Ein erschreckender Fall: Die Kirche ohne Land
Ein besonders aufsehenerregender Fall von Deed Fraud betraf die „First Christian Church“ im texanischen Lancaster.
Ohne es zu wissen, verlor die Kirche ihren Grundbesitz an Betrüger, die einen gefälschten Eigentumsübertrag einreichten. Erst als das Finanzamt eine Abfrage zum Verkaufspreis stellte, wurde man auf den Betrug aufmerksam.
Was folgte, war ein juristischer Albtraum:
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2 Jahre, um das Eigentum rechtlich zurückzuholen,
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3 weitere Jahre bis zur Verurteilung des Täters,
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Hohe Anwaltskosten und unermesslicher bürokratischer Aufwand.
Der Fall wurde inzwischen vor texanischen Gesetzgebern geschildert und trug maßgeblich zur politischen Dynamik rund um das neue Gesetz bei.
Warum das auch für deutschsprachige Investoren gefährlich ist
Texas ist einer der beliebtesten US-Bundesstaaten für Immobilieninvestoren aus Europa. Die niedrigen Steuern, der boomende Immobilienmarkt und die wachsende Bevölkerung machen Städte wie Austin, Dallas, Houston oder San Antonio attraktiv.
Doch genau diese Investoren sind besonders gefährdet:
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Sie leben oft im Ausland und kontrollieren ihre Immobilien nur aus der Ferne.
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Sie kennen die lokalen Verwaltungen nicht im Detail und vertrauen auf Treuhänder, Anwälte oder Property Manager.
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Ein gefälschter Deed kann unbemerkt eingereicht und eingetragen werden, da die betroffenen Eigentümer meist keine Post an ihre US-Adresse erhalten oder nicht regelmäßig das Register kontrollieren.
Ohne lokale Präsenz – und ohne professionelle Überwachung – merken viele Opfer monatelang nicht, dass ihre Immobilie gestohlen wurde.
Wie konnte es überhaupt so weit kommen?
Das Problem liegt tief im US-amerikanischen System:
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Keine zentrale Eigentumsdatenbank: Anders als in vielen europäischen Ländern gibt es in den USA kein zentrales Register. Jeder County verwaltet seine eigenen Grundstücksdaten.
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Kaum Identitätsprüfungen: Bislang mussten County Clerks keine Ausweise oder Nachweise prüfen, wenn jemand eine Urkunde einreicht. Wer ein Dokument mit einer scheinbar echten Unterschrift vorlegt, konnte damit Änderungen im Grundbuch bewirken.
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Fehlende Strafnormen: Es gab keine eigene Strafvorschrift für „Deed Fraud“. Ein solcher Betrug musste mühselig unter allgemeinen Betrugsparagraphen verfolgt werden – mit kurzen Verjährungsfristen und wenig spezialisierten Ermittlern.
Senate Bill 15: Die neue Hoffnung
Am 6. August 2025 hat der texanische Senat einstimmig Senate Bill 15 verabschiedet. Der Gesetzesentwurf stammt von Senator Royce West (Demokrat aus Dallas) und verfolgt das Ziel, Hausbesitzer und Investoren besser vor Eigentumsbetrug zu schützen.
Was ändert sich konkret?
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Identitätsnachweis wird Pflicht: County Clerks müssen künftig einen gültigen Ausweis verlangen, wenn jemand eine Urkunde einreicht, mit der Immobilieneigentum übertragen wird.
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Klare Verfahrensvorschriften: Das Gesetz schreibt einheitlich vor, wie in jedem County mit Eigentumsübertragungen umzugehen ist – bislang gab es hier große Unterschiede.
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Strafrechtliche Verschärfungen (via SB 36): In Kombination mit einem weiteren Gesetz (Senate Bill 36) entstehen neue Straftatbestände für Immobilienbetrug und die Verjährungsfrist wird auf 10 Jahre verlängert.
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Keine Überregulierung für Arme: Anders als eine frühere Gesetzesversion (SB 648), die vom Gouverneur im Mai 2025 noch abgelehnt wurde, verpflichtet SB 15 Hausbesitzer nicht zur Einschaltung eines Anwalts oder Notars – eine wichtige Erleichterung für einfache Eigentümer.
Einschränkung: Nur bei persönlicher Einreichung
Eine späte Änderung durch Senator Hinojosa sieht vor, dass die Pflicht zur Identitätsprüfung nur für persönliche Einreichungen gilt. Wer Dokumente per Post oder elektronisch einreicht, könnte also weiterhin eine Lücke im System ausnutzen.
Wie verbreitet ist das Problem?
Zwar gibt es keine exakte Statistik – weil „Deed Fraud“ bisher nicht als eigener Straftatbestand erfasst wurde. Doch einzelne Zahlen sind alarmierend:
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In Dallas County wurden allein im ersten Halbjahr 2025 über 100 Fälle von Deed Fraud registriert.
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In Harris County (Houston) laufen derzeit Verfahren gegen ein Ehepaar, das über 35 Grundstücke mithilfe gefälschter Eigentumsdokumente an sich gebracht haben soll.
Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Dallas sagte:
„Es ist ein überraschend großes Problem. Nicht massenhaft – aber mit zerstörerischer Wirkung für die Opfer.“
Was Sie als ausländischer Eigentümer tun sollten
1. Überwachen Sie Ihre Grundstücke aktiv
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Prüfen Sie regelmäßig das Grundbuch (County Clerk Website) Ihres Grundstücks.
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Abonnieren Sie (falls verfügbar) sogenannte „Property Alert Services“ in Ihrem County.
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Nutzen Sie Dienstleister, die für Sie das Register überwachen.
2. Arbeiten Sie mit einem lokalen Vertreter
Haben Sie eine vertrauenswürdige Person oder Kanzlei in Texas, die Ihre Interessen vertritt? Eine "Registered Agent"-Funktion oder ein Property Manager kann im Zweifel schneller reagieren als Sie aus dem Ausland.
3. Nutzen Sie eine LLC oder LP als Eigentümerstruktur
Statt das Grundstück direkt auf Ihren Namen zu halten, empfiehlt sich in vielen Fällen eine Struktur wie:
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Texas LLC, idealerweise mit US-Postanschrift,
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oder LP (Limited Partnership) mit Ihnen als Kommanditist.
Diese Strukturen erschweren es Betrügern, unbemerkt zu agieren – weil auch intern Dokumente signiert und geprüft werden müssen.
Fazit: Ein überfälliger Schritt in die richtige Richtung
Mit Senate Bill 15 zeigt der texanische Gesetzgeber, dass er das Problem des Deed Fraud ernst nimmt – und zwar nicht nur aus wirtschaftlichem Interesse, sondern auch im Sinne der Rechtsstaatlichkeit.
Dass Hausbesitzer – egal ob Kirche, Großmutter oder ausländischer Investor – einfach so ihr Eigentum verlieren können, war ein Skandal. Das neue Gesetz schafft mehr Transparenz, mehr Sicherheit und gibt County Clerks endlich die rechtliche Grundlage, um Dokumente zu prüfen.
Doch die Arbeit ist nicht getan.
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Das Gesetz muss nun auch im Repräsentantenhaus verabschiedet werden.
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Die praktische Umsetzung – gerade bei Online-Einreichungen – muss sich beweisen.
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Und Eigentümer, besonders aus dem Ausland, sollten nicht passiv bleiben.
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und der laufenden Überwachung Ihrer Immobilienrechte.