Green Card Lotterie: Traum oder Falle?
Warum Unternehmer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz besser auf E-2 oder L-1 setzen sollten

Es gibt ein Wort, das für Millionen Menschen auf der ganzen Welt mehr bedeutet als nur ein Stück Plastik mit Foto. Es ist ein Symbol, ein Mythos, fast schon eine religiöse Verheißung: Green Card.
Die Green Card gilt als goldene Eintrittskarte ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten, das Ticket in ein neues Leben, das Versprechen, dass jeder es schaffen kann – egal woher er kommt. Einmal im Jahr, für wenige Wochen im Herbst, öffnet sich das digitale Tor. Millionen versuchen, hindurchzuschlüpfen. Willkommen bei der Green Card Lotterie.
Das globale Ritual
Stellen Sie sich den Oktober vor. Überall auf der Welt sitzen Menschen vor ihren Bildschirmen.
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Ein Lehrer in Ghana.
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Eine Ingenieurin in der Ukraine.
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Eine Familie in Albanien.
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Und Sie, irgendwo in Deutschland.
Alle gehen auf dieselbe schlichte Webseite des US-Außenministeriums. Alle füllen das Formular aus, laden ihr Foto hoch – streng nach Vorgaben – und drücken auf „Senden“.
Es kostet nichts. Nur ein Funken Hoffnung. In diesem Moment sind alle gleich. Teil eines globalen Rituals, an dem über 22 Millionen Menschen teilnehmen, die um 55.000 Visa kämpfen.
Die Chancen? Statistisch unter 1 zu 400.
Deutschland: Bessere Chancen – aber nicht gut genug
Und doch: Vielleicht kennen Sie jemanden, der gewonnen hat. Einen Cousin, eine Kollegin, einen Freund.
Wie kann das sein?
Weil die Lotterie regional verteilt wird. Länder mit hoher Einwanderung sind ausgeschlossen. Und da sich aus Deutschland vergleichsweise wenige Menschen bewerben, liegen die realen Chancen eher bei 1 zu 25 bis 1 zu 50.
Das klingt schon besser. Doch es bleibt ein Lotteriespiel.
Der Tag der Wahrheit
Sechs Monate später. Mai. Der Tag der Entscheidung.
Sie suchen zitternd Ihre Bestätigungsnummer. Sie geben sie ein. Die Seite lädt.
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In 99,7 % der Fälle erscheint: „HAS NOT BEEN SELECTED.“
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Im Ausnahmefall lesen Sie: „You have been selected.“
Jubel. Tränen. Erleichterung. Und sofort: Panik.
Denn die harte Wahrheit lautet: Sie haben die Green Card nicht gewonnen.
Sie haben nur das Recht gewonnen, sich darauf zu bewerben. Und in dem Moment startet eine Uhr, die gnadenlos tickt.
Was die Green Card wirklich bedeutet
Die Green Card, offiziell Permanent Resident Card, ist die mächtigste Einwanderungserlaubnis, die die USA vergeben.
Ihre Rechte:
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freie Wahl des Wohnorts in allen 50 Bundesstaaten,
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freie Wahl des Arbeitgebers, keine Visumsbindung mehr,
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Gründung eines eigenen Unternehmens,
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Sozialleistungen nach Wartezeit,
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nach fünf Jahren: Antrag auf US-Staatsbürgerschaft.
Ihre Pflichten:
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Wohnsitzpflicht: Die Green Card ist nicht zum Sammeln da. Wer länger als ein Jahr außerhalb der USA lebt, riskiert den Verlust wegen „Abandonment of Residence“.
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Steuerpflicht: Mit Green Card werden Sie US-Steuerbürger. Das heißt: volle Offenlegung Ihres Welteinkommens beim IRS.
Mieteinnahmen aus Berlin? Zinserträge aus Zürich? Dividenden aus Wien? Alles gehört in die US-Steuererklärung.
Heißt das doppelte Steuer? Meist nein. Das Doppelbesteuerungsabkommen sorgt für Anrechnung. Aber die Pflicht zur jährlichen Transparenz bleibt. Ein Pakt auf Lebenszeit.
Der Marathon nach dem Gewinn
Wer ausgewählt wird, steht erst am Anfang.
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Formular DS-260: Eine umfassende Beichte: jede Adresse, jede Schule, jeder Job, jede Familienbeziehung.
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Fallnummer: Sie bestimmt, wann Sie im Visa Bulletin aufgerufen werden.
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Dokumentensammlung:
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polizeiliches Führungszeugnis aus Deutschland und allen Ländern mit längerem Aufenthalt,
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Geburts- und Heiratsurkunden,
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Nachweise finanzieller Stabilität.
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Medizinische Untersuchung: bei einem von der US-Botschaft zugelassenen Arzt.
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Interview: im Konsulat Frankfurt oder Berlin. Der Konsularbeamte hat Ihre gesamte Akte vor sich – und die letzte Entscheidung.
Alles muss bis zum 30. September erledigt sein. Wer Pech hat – etwa mit einer hohen Fallnummer – läuft gegen eine unsichtbare Deadline.
Das ist kein entspannter Spaziergang. Es ist ein nervenaufreibender Sprint durch ein bürokratisches Minenfeld.
Unternehmerlogik: Würden Sie so ein Risiko eingehen?
Fragen Sie sich ehrlich: Würden Sie Ihr Lebenswerk, Ihre Firma, Ihre Familie auf 1 zu 40 und ein Wettrennen gegen den Kalender setzen?
Natürlich nicht. Unternehmer kalkulieren, planen, handeln. Sie überlassen die Zukunft nicht dem Zufall.
Und genau hier zeigt sich der Fehler: Für Unternehmer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ist die Green Card Lotterie ein Glücksspiel – unnötig und riskant.
Die Alternativen: E-2 und L-1
Das E-2 Investorenvisum
Für Bürger deutschsprachiger Länder gibt es einen direkten, kontrollierbaren Weg: das E-2 Visum.
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Investitionshöhe: meist schon ab rund 100.000 Dollar ausreichend, solange sie „substanziell“ für Ihr Geschäftsmodell ist.
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Nutzen: Sie investieren in Ihr eigenes US-Unternehmen.
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Familienbonus: Ihr Ehepartner erhält eine uneingeschränkte Arbeitserlaubnis. Ihre Kinder können in den USA zur Schule oder Uni gehen.
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Dauer: Unbefristet verlängerbar, solange Ihr Unternehmen aktiv ist.
Das Geld steckt nicht in einer abstrakten Behörde, sondern in Ihrem eigenen Asset.
Das L-1 Manager-Visum
Haben Sie bereits eine Firma in Deutschland, Österreich oder der Schweiz? Dann eröffnet Ihnen das L-1 Visum den Weg:
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Sie gründen eine US-Niederlassung.
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Sie transferieren sich selbst als Manager.
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Eine feste Investitionssumme ist oft nicht vorgeschrieben.
Hoffnung vs. Strategie
Sehen Sie den Unterschied?
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Green Card Lotterie: ein passiver Akt. Formular, Warten, Zittern. Vielleicht Glück, vielleicht nicht. Und wenn ja, ein brutaler Sprint.
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E-2/L-1 Visa: aktive Gestaltung. Gründung, Investition, Planung. Kontrolle über den Prozess.
Unternehmer spielen nicht Lotto. Unternehmer gestalten.
Fazit: Hör auf zu hoffen – fang an zu handeln
Die Green Card Lotterie ist ein schöner Mythos, ein globales Ritual voller Hoffnung. Aber für Unternehmer ist sie ein gefährliches Spiel mit Zeit, Zufall und Nerven.
Der bessere Weg ist klar: E-2 oder L-1. Planbar. Strategisch. Sicher.
Die Frage ist nicht mehr: „Werde ich ausgelost?“
Die Frage ist: „Wann starte ich mein US-Projekt?“