H-1B am Ende
Warum Präsident Trump jetzt den harten Reset wagt – und warum das für Unternehmer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz neue Chancen eröffnet

Es war absehbar, dass das H-1B-Programm in seiner bisherigen Form nicht überleben würde. Zu groß war der Missbrauch, zu offensichtlich die Abkopplung vom eigentlichen Zweck, zu ungerecht die Auswirkungen auf amerikanische und ausländische Arbeitnehmer gleichermaßen. Am 19. September 2025 hat Präsident Donald J. Trump nun den Stecker gezogen: Mit einer Proklamation des Weißen Hauses wird für neue H-1B-Anträge eine Gebühr von 100.000 US-Dollar fällig. Damit ist klar: Das goldene Zeitalter der „billigen Fachkräfte“ auf H-1B-Basis ist vorbei.
Ein Programm voller Missbrauch
Der H-1B-Status wurde ursprünglich geschaffen, um hochqualifizierte Fachkräfte ins Land zu holen, wenn diese in den USA schlicht nicht verfügbar waren. Doch die Realität sah schon lange anders aus:
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Outsourcing-Konzerne wie Tata, Infosys, Wipro oder Cognizant fluteten das Lotterieverfahren jedes Jahr mit zehntausenden Anträgen.
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Amerikanische Mitarbeiter mussten in einigen Fällen sogar ihre eigenen H-1B-Ersatzkräfte einschulen – oft unter Geheimhaltungsvereinbarungen.
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Löhne wurden gedrückt: Mit Tricksereien bei den „prevailing wages“ konnte ein H-1B-Programmierer in Kalifornien 30–40 % weniger kosten als ein amerikanischer Kollege.
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Abhängigkeit statt Freiheit: H-1B-Arbeitnehmer sind an ihren Sponsor gebunden. Wer den Job verliert, hat nur 60 Tage, das Land zu verlassen oder einen neuen Sponsor zu finden. Das schafft Abhängigkeiten, die Ausbeutung erleichtern.
Das Weiße Haus spricht in seiner Proklamation offen von einer „Bedrohung für die nationale Sicherheit“ und dokumentiert, dass sich der Anteil von H-1B-Inhabern in der IT von 32 % (2003) auf über 65 % in den letzten Jahren erhöht hat. Währenddessen stieg die Arbeitslosigkeit bei amerikanischen IT-Absolventen auf über 7 % – doppelt so hoch wie in anderen Fachrichtungen.
Trumps harter Schnitt: 100.000 Dollar pro Antrag
Mit der neuen Proklamation macht Präsident Trump das Unmögliche möglich: Er schließt die Schleusen, ohne das Programm formal abzuschaffen. Wer künftig einen H-1B beantragt, muss 100.000 Dollar als Zusatzgebühr überweisen.
Das bedeutet:
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Große Outsourcing-Konzerne verlieren ihr Geschäftsmodell. Für einen indischen Programmierer, der in den USA 70.000 Dollar im Jahr verdienen soll, zahlt kein Arbeitgeber 100.000 Dollar Gebühr.
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Start-ups und Mittelständler sind ebenfalls raus. Wer einen Entwickler für 60.000 Dollar einstellen möchte, wird keine 100.000 Dollar obendrauf legen.
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Nur noch Big Tech (Google, Microsoft, Amazon, Apple) oder ganz spezielle Fälle im „national interest“ werden übrigbleiben.
Damit wird das H-1B-Programm auf eine Handvoll Ausnahmetalente reduziert. Die Massenmigration über H-1B ist Geschichte.
Die Beispiele des Missbrauchs
Das Weiße Haus nennt konkrete Fälle, die den Zorn der amerikanischen Öffentlichkeit schüren:
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Ein Unternehmen erhielt 5.189 H-1B-Genehmigungen im Jahr 2025, während es gleichzeitig 16.000 amerikanische Mitarbeiter entließ.
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Ein anderes beantragte 1.698 H-1Bs, aber kündigte im Juli 2.400 Beschäftigte in Oregon.
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Ein drittes Unternehmen reduzierte seine US-Belegschaft seit 2022 um 27.000 Arbeitsplätze, während es 25.075 H-1B-Anträge stellte.
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Wieder ein anderes strich 1.000 Jobs im Februar, obwohl es mehr als 1.100 H-1B-Genehmigungen erhielt.
Diese Diskrepanz zwischen angeblichem Fachkräftemangel und realem Stellenabbau zeigt, warum die Reform so drastisch ausfallen musste.
Die Nationalitäten hinter den H-1B-Visa
Das H-1B-Programm war über Jahrzehnte fast schon ein Einbahnstraßenmodell:
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Über 70 % aller H-1B-Visa gingen an indische Staatsbürger.
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Weitere 10–15 % entfielen auf China.
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Der Rest verteilte sich auf Länder wie Kanada, Südkorea, die Philippinen, Großbritannien und Deutschland – allerdings jeweils im niedrigen einstelligen Prozentbereich.
Damit wurde klar: H-1B war in erster Linie ein Indien-Programm. Ganze Karrieren, ja ganze Geschäftsmodelle indischer Outsourcing-Giganten basierten darauf, jedes Jahr Zehntausende IT-Fachkräfte in die USA zu entsenden. Für deutsche, österreichische oder schweizerische Fachkräfte spielte H-1B dagegen nie eine bedeutende Rolle – zu gering waren die Chancen, zu stark die Dominanz Indiens.
Die großen Gewinner: Outsourcing-Konzerne und Big Tech
Ein Blick auf die Zahlen zeigt, wer von H-1B am meisten profitierte (2024):
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Amazon – 9.300 Visa
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Infosys – 8.100 Visa
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Cognizant – 6.300 Visa
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Google – 5.400 Visa
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Tata Consultancy Services – 5.300 Visa
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Meta – 4.800 Visa
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Microsoft – 4.700 Visa
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Apple – 3.900 Visa
In Summe also fast 50.000 Visa allein für acht Konzerne – mehr als die Hälfte des jährlichen H-1B-Kontingents.
Besonders auffällig: Nicht nur amerikanische Tech-Giganten wie Amazon, Google oder Microsoft, sondern auch indische Outsourcing-Schwergewichte wie Infosys, TCS und Cognizant zählten zu den größten Profiteuren. Genau diese Unternehmen stehen seit Jahren im Zentrum der Kritik: Sie drängen mit riesigen Antragszahlen in die Lotterie, sichern sich überproportional viele Visa und setzen die Arbeitskräfte dann in US-Unternehmen ein – häufig zu Konditionen, die weit unter dem US-Marktlohn liegen.
👉 Diese beiden Blöcke – Indien als dominierende Nation und Big Tech plus Outsourcing-Konzerne als Hauptprofiteure – erklären, warum Präsident Trump gerade hier den Hebel angesetzt hat. Das Programm diente längst nicht mehr der gezielten Anwerbung der „Besten und Klügsten“ aus aller Welt, sondern wurde zu einer Einbahnstraße für Kostensenkung und Massenimport.
Was das für deutsche, österreichische und schweizerische Unternehmer bedeutet
Unsere Mandanten sind in der Regel keine indischen Outsourcing-Konzerne. Sie nutzen die USA für Expansion, Investition und Internationalisierung. Für sie waren H-1B-Visa ohnehin nie die erste Wahl. Vielmehr setzen wir auf andere, deutlich solidere und transparentere Kategorien:
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E-1 (Handelsvisum) für Unternehmer, die substanzielle Handelsbeziehungen zwischen den USA und ihrem Heimatland nachweisen.
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E-2 (Investorenvisum) für Investoren, die mindestens rund 100.000 Dollar in ein US-Geschäft investieren und es aktiv führen.
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L-1 (Intra-Company Transfer) für Manager oder Spezialisten, die von einem ausländischen Unternehmen in eine US-Tochter entsandt werden.
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EB-5 (Investor Green Card) für Investoren, die mindestens 800.000 Dollar in US-Arbeitsplätze investieren und damit direkt eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis erlangen.
Diese Programme sind von der Proklamation nicht betroffen. Sie waren schon immer auf nachhaltige Substanz und echte Wertschöpfung in den USA ausgerichtet – nicht auf Massenimport von Billigarbeitern.
Der Wandel im Technologiesektor
Um zu verstehen, warum das H-1B-Programm heute nicht mehr in unsere Zeit passt, muss man sich den fundamentalen Wandel im US-Technologiesektor vor Augen führen.
Die letzten fünf Jahre haben alles verändert:
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Über-Einstellungen während der Pandemie. In den Jahren 2020 bis 2022 stellten Tech-Konzerne massenhaft neue Mitarbeiter ein, im Glauben, dass die digitale Nachfrage dauerhaft explodieren würde. Als sich der Markt normalisierte, folgten Massenentlassungen.
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Künstliche Intelligenz. Ganze Arbeitsbereiche – von der Programmierung über Datenerfassung bis hin zur Texterstellung – werden inzwischen automatisiert. Jobs verschwinden schneller, als die Universitäten neue Absolventen hervorbringen können.
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Zu viele Absolventen, zu wenige Stellen. Informatik gilt als „sicherer Karriereweg“. Doch in Wahrheit ist der Arbeitsmarkt überfüllt, die Arbeitslosigkeit unter jungen IT-Absolventen liegt inzwischen höher als in manchen Geisteswissenschaften.
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Remote-Kultur seit COVID. Spätestens seit der Pandemie hat sich die Einstellung geändert: Wenn die Hälfte des Teams aus dem Home-Office in Seattle arbeitet, warum nicht die andere Hälfte aus Bangalore oder Manila? Für die Zusammenarbeit macht das kaum einen Unterschied.
Das Ergebnis ist ein Paradox. Einerseits ist H-1B zu einem Relikt vergangener Zeiten geworden – ein Produkt der Ära, in der das Silicon Valley glaubte, ohne massenhaften Zuzug von Ingenieuren nicht wettbewerbsfähig zu sein. Andererseits muss man sich fragen, ob indische H-1B-Arbeitnehmer wirklich das Hauptproblem für amerikanische Tech-Jobs darstellen. Vielleicht sind es vielmehr die Folgen von KI, Remote-Arbeit und einer Überproduktion von Absolventen, die den jungen US-Arbeitsmarkt in Wahrheit bedrohen.
Ein „Hard Reset“ mit Signalwirkung
Man kann es auch so sehen: Das Ende des alten H-1B ist ein Befreiungsschlag.
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Amerikanische Arbeitnehmer gewinnen wieder Chancen auf faire Löhne.
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Seriöse Unternehmen können sich nicht mehr auf Billigarbeitskräfte verlassen, sondern müssen echte Investitionen tätigen.
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Ausländische Unternehmer haben nun klarere Regeln: Wer wirklich in den USA Fuß fassen will, muss investieren, handeln oder seine Firma dort aufbauen – nicht über Umwege und Missbrauchsschleifen.
Das H-1B-Programm war ein Flickenteppich aus Ausnahmeregeln, Schlupflöchern und Missbrauchsmöglichkeiten. Der harte Schnitt schafft Klarheit.
Fazit: Chancen für Investoren und Unternehmer aus dem deutschsprachigen Raum
Für unsere Mandanten bedeutet die Reform vor allem eines: mehr Fairness und bessere Planbarkeit.
Wer ein Geschäft in den USA aufbauen will, hat auch ohne H-1B exzellente Möglichkeiten. Mit E-2, L-1 oder EB-5 bleibt die Tür weit offen – nur eben nicht für Dumping-Modelle, sondern für Unternehmer mit Substanz und Vision.
Präsident Trump hat die Weichen neu gestellt: Billigarbeitskräfte werden nicht länger ins Land geholt, sondern echte Investoren, Handelspartner und Innovatoren. Genau dort liegen die Stärken unserer Klientel.
Beratung mit Kanzlei Mount Bonnell
Herzlichen Dank für Ihre Anfrage an unsere Kanzlei betreffend US-Einwanderungsstrategien. Nach Rücksprache mit Herrn Sauerborn kann ich Ihnen folgendes mitteilen:
Wenn Sie als Unternehmer, Investor oder Manager aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz die USA als neuen Standort ins Auge fassen, begleiten wir Sie Schritt für Schritt:
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Analyse der passenden Visakategorie (E-1, E-2, L-1, EB-5).
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Strukturierung Ihrer Investition und Geschäftsaktivitäten in den USA.
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Unterstützung bei der Antragstellung und Kommunikation mit den US-Behörden.
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Langfristige Steuer- und Aufenthaltsplanung.
Kontaktieren Sie uns noch heute, um Ihr persönliches Beratungsgespräch zu vereinbaren.