Steuer-Leitfaden für in den USA steuerpflichtige Investoren

Wer in den USA Steuern einreicht, kann bei Kapitalerträgen massiv sparen. Wir zeigen Ihnen, wie Sie legal 0% Steuern zahlen.

Viele Deutsche, Schweizer und Österreicher, die in den USA leben oder investieren und dort eine Steuererklärung einreichen müssen, sind überrascht, wie komplex – aber gleichzeitig vorteilhaft – das amerikanische Steuersystem für Investoren sein kann. Während in Deutschland Kapitalerträge pauschal mit 25% Abgeltungssteuer (plus Soli und ggf. Kirchensteuer) belastet werden, gibt es in den USA gestaffelte Begünstigungen für Kapitalgewinne und Dividenden. Wer die Regeln versteht, kann seine Steuerlast legal erheblich reduzieren.

Dieser Artikel – inspiriert von einem aktuellen Wall Street Journal-Beitrag – gibt Ihnen einen praxisnahen Überblick über die wichtigsten Steuerfragen rund um Investitionen in den USA. Von Kapitalgewinnen über Dividenden bis zu Kryptowährungen und Schenkungen – hier finden Sie alles, was Sie wissen müssen.

Kapitalgewinne und -verluste

Grundprinzip

Verkaufen Sie ein Asset in einem steuerpflichtigen Depot (nicht in einem IRA oder 401(k)), entsteht ein Kapitalgewinn oder -verlust.
Die Berechnung ist simpel: Verkaufspreis minus Anschaffungskosten.

Beispiel:

  • Kauf: 100 Aktien à 8 USD = 800 USD

  • Verkauf: 100 Aktien à 12 USD = 1.200 USD

  • Kapitalgewinn = 400 USD

Verkaufen Sie dagegen unter dem Kaufpreis, entsteht ein Kapitalverlust, der wiederum steuermindernd wirkt.

Verrechnung von Verlusten

Verluste sind Gold wert – steuerlich gesehen.

  • Zunächst werden Gewinne und Verluste miteinander verrechnet.

  • Übersteigt der Verlust die Gewinne, können bis zu 3.000 USD pro Jahr mit Ihrem regulären Einkommen (z. B. Gehalt) verrechnet werden.

  • Überschüsse lassen sich unbegrenzt vortragen.

Das macht gezieltes „Tax-Loss-Harvesting“ zu einem wichtigen Instrument für Investoren.

Kurzfristige vs. langfristige Gewinne

Hier liegt der große Unterschied zu Deutschland.

  • Kurzfristige Gewinne (Haltedauer ≤ 1 Jahr) werden wie Arbeitseinkommen besteuert – also mit Ihrem persönlichen Steuersatz, der bis zu 37% betragen kann.

  • Langfristige Gewinne (Haltedauer > 1 Jahr) profitieren von begünstigten Steuersätzen:

    • 0%

    • 15%

    • 20%

Die Einstufung hängt von Ihrem zu versteuernden Einkommen ab.

Beispiel 2025 (ledig):

  • Einkommen bis 48.350 USD → 0%

  • 48.351–533.400 USD → 15%

  • ab 533.401 USD → 20%

Für Ehepaare gelten die doppelten Grenzen.

Das bedeutet: Wer strategisch hält und rechtzeitig verkauft, kann enorme Steuervorteile erzielen.

Dividenden und Sonderfälle

Dividenden sind nicht gleich Dividenden.

  • Qualified Dividends: Besteuerung wie langfristige Kapitalgewinne (0/15/20%).

  • Non-Qualified Dividends: Besteuerung wie normales Einkommen.

Die meisten US-Aktiengesellschaften zahlen qualified dividends, während bestimmte Fonds, REITs oder ausländische Firmen eher non-qualified ausschütten.

Der 3,8%-Surtax

Eine zusätzliche Belastung ist der sogenannte Net Investment Income Tax (NIIT) von 3,8%.

  • Greift ab einem MAGI von 200.000 USD (ledig) bzw. 250.000 USD (verheiratet).

  • Betrifft nur den Anteil oberhalb der Grenze.

Beispiel:
Ein lediger Steuerzahler hat 210.000 USD Einkommen, davon 50.000 USD Kapitalgewinne. Die 3,8% gelten auf 10.000 USD. → Zusatzsteuer: 380 USD.

Null-Prozent-Strategie

Besonders interessant: Das 0%-Fenster für Kapitalgewinne und Dividenden.

Beispiel:

  • Marian verdient 35.000 USD (ordentliches Einkommen).

  • Zusätzlich erzielt sie 20.000 USD an langfristigen Kapitalgewinnen.

  • Bis 47.025 USD gilt der 0%-Satz (2024).
    → Rund 12.000 USD ihrer Gewinne sind steuerfrei!

Für mittlere Einkommen kann das eine echte Steuer-Oase im US-System sein.

Kryptowährungen

Die IRS behandelt Kryptowährungen als Property, nicht als Währung.

Das bedeutet:

  • Jeder Verkauf, Tausch oder Einsatz von Krypto gilt als steuerpflichtiges Ereignis.

  • Gewinne und Verluste werden wie bei Aktien als Kapitalgewinne/-verluste behandelt.

  • Auch Zahlungen in Krypto sind steuerpflichtig.

Beispiel:
Robert kauft Bitcoin für 50.000 USD. Der Wert steigt auf 90.000 USD. Er kauft ein Boot und bezahlt mit BTC. → Steuerpflichtiger Gewinn: 40.000 USD.

Reorganisationen und Airdrops

  • Neue Token nach einem Hard Fork → steuerpflichtig zum Marktwert bei Erhalt.

  • Airdrops und Belohnungen → ordinary income, nicht Kapitalgewinn.

Meldepflicht

Seit 2021 steht die Krypto-Frage prominent auf Seite 1 des Formulars 1040:
„Haben Sie digitale Assets erhalten, verkauft, getauscht oder veräußert?“

Falsche Angaben können schwerwiegende Folgen haben – bis hin zu Strafverfahren.

Erbschaften und Schenkungen

Step-Up in Basis

Ein großer Vorteil im US-Steuersystem: Kapitalgewinne entfallen beim Tod des Eigentümers.

Beispiel:
John kauft Aktien zu 5 USD, sie stehen bei seinem Tod bei 100 USD.

  • Keine Steuer auf den Anstieg zu Lebzeiten.

  • Erben übernehmen den neuen Einstandswert von 100 USD.

Das macht langfristiges Halten bis zum Erbfall steuerlich attraktiv.

Schenkungen

  • Jährlicher Freibetrag: 18.000 USD (2024), 19.000 USD (2025) pro Schenker und Empfänger.

  • Keine Einkommensteuer für den Empfänger.

  • Wichtig: Der ursprüngliche Einstandspreis geht auf den Beschenkten über.

Beispiel:
Jane schenkt ihrer Enkelin Susan Aktien im Wert von 1.000 USD, Einstandspreis 200 USD.
→ Für Susan gilt die Basis von 200 USD. Verkauft sie, fällt der Gewinn auf dieser Basis an.

Praktische Strategien für Investoren

  1. Haltefrist beachten – Ein Tag kann entscheiden, ob Ihr Gewinn mit 20% oder 37% besteuert wird.

  2. Tax-Loss-Harvesting nutzen – gezielt Verluste realisieren, um Gewinne zu neutralisieren.

  3. Einkommen steuern – wer seine Gewinne in Jahre mit niedrigerem Einkommen verschiebt, kann in den 0%-Bereich fallen.

  4. Dividendenstruktur prüfen – auf „qualified dividends“ achten.

  5. Krypto diszipliniert dokumentieren – jede Transaktion nachweisen können.

  6. Erbschaft planen – Step-Up in Basis kann Generationen Steuervorteile sichern.

Besonderheiten für deutschsprachige Investoren

Viele Mandanten unserer Kanzlei stoßen auf zusätzliche Komplexität:

  • Doppelbesteuerungsabkommen (DBA): Deutschland, Österreich und die Schweiz haben Verträge mit den USA, die Doppelbesteuerung verhindern sollen.

  • FATCA-Reporting: US-Personen müssen ausländische Konten melden.

  • Abgrenzung zur Heimatsteuer: Wer als Deutscher in den USA steuerlich ansässig wird, muss genau prüfen, welche Einkünfte wo versteuert werden.

Ein falscher Schritt – und plötzlich verlangt das Finanzamt in Deutschland doch noch seinen Anteil.

Fazit

Die USA bieten für Investoren viele steuerliche Gestaltungsmöglichkeiten – wesentlich mehr Flexibilität als die pauschale Abgeltungssteuer in Deutschland. Wer das System versteht, kann große Summen sparen. Gleichzeitig sind die Regeln voller Fallstricke, insbesondere für Ausländer oder Doppelbürger.

Beratung bei Kanzlei Mount Bonnell

Wenn Sie als Deutscher, Österreicher oder Schweizer in den USA investieren oder dorthin ausgewandert sind, sollten Sie Ihre Situation professionell prüfen lassen. Wir bei Kanzlei Mount Bonnell sind auf die Schnittstelle zwischen dem deutschen und dem amerikanischen Steuerrecht spezialisiert.

Wir helfen Ihnen dabei:

  • Ihre Investments steuerlich optimal zu strukturieren.

  • Kapitalgewinne und Dividenden korrekt zu deklarieren.

  • Doppelbesteuerung zu vermeiden.

  • Eine klare Strategie für Krypto, Schenkungen und Erbschaften zu entwickeln.

👉 Tipp: Warten Sie nicht, bis die Steuererklärung fällig ist. Steuerliche Gestaltung funktioniert nur im Voraus. Wer rechtzeitig plant, spart am Ende fünf- oder sechsstellige Beträge.

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