US-Unternehmen setzen auf Zahlungsbereitschaft ihrer Kunden

Etliche Unternehmen geben die steigenden Kosten aus der globalen Lieferkettenkrise an die Verbraucher weiter. Diese zeigen sich bislang loyal.

 

Unternehmensgiganten wie Procter & Gamble Co, Nestlé SA oder Verizon Communications Inc. haben angekündigt die Preise bis 2022 anzuheben. Die Kunden sollen zum Kauf teurerer Produkte verleitet werden, um die schnell wachsenden Kosten inmitten einer globalen Lieferkettenkrise auszugleichen.

Bislang haben vor allem Hersteller von Grundnahrungsmitteln ihre Preise nach oben angepasst. Das Vorgehen hat sich ausgezahlt, da die Kunden, insbesondere in den USA und Westeuropa, den großen Marken treu geblieben sind. Jetzt bauen weitere Unternehmen auf die Loyalität ihrer Kunden. Sie sollen mit ihren Käufen die Umsätze ankurbeln.

Verbraucher bleiben treu

P&G-Finanzchef Andre Schulten spricht davon keine nennenswerten Reaktionen der Verbraucher festzustellen und bezog sich dabei auf eine Reihe von Preiserhöhungen, die im September in Kraft traten. Dies gebe dem Unternehmen ein gutes Gefühl für seine Position. Viele Verbraucher haben während der Pandemie gespart und profitieren von höheren Löhnen, so dass sie über zusätzliches Geld verfügen.

Analysten fragten sich, ob Nestlés Vertrauen in die Nachfrage nach teurem Kaffee übertrieben ist. Andere warteten gespannt, ob die Marktanteilsgewinne von P&G erodieren oder sich umkehren werden, sobald weitere Preiserhöhungen wirksam werden und die Verbraucher durch die Inflation zunehmend unter Druck geraten.

Bislang können sich die Unternehmen in ihrer Strategie bestätigt fühlen und sie bekräftigten ihre Zuversicht. Nestlé erklärte, seine Kaffeekategorie mit den Marken Nescafé, Nespresso und Starbucks habe den größten Beitrag zum Wachstum geleistet. P&G verweist auf die Investitionen, die das Unternehmen im Laufe der Jahre in qualitativ hochwertigere Produkte mit neuen Merkmalen getätigt hat. Diese sollen dazu führen. dass die Verbraucher auch dann höhere Preise zahlen, wenn die Haushaltsbudgets knapper werden.

Nik Modi, Analyst bei RBC Capital Markets, sagt große Unternehmen mit bekannten Marken seien eher in der Lage, die Preise zu erhöhen als preisgünstige oder kleinere Marken. Von schockierenden Preiserhöhungen spricht Ben Reich, Geschäftsführer von Datasembly, das detaillierte Preisdaten zu einer Reihe von Konsumgütern sammelt. Er verweist bei seinen Ausführungen aber auch auf die stabile Nachfrage von Verbraucherseite.

Preisgestaltung anhand von Verhalten der Konkurrenz und Analysetools

Laut Datasembly stiegen die Preise bei den US-Lebensmittelhändlern im September um durchschnittlich 1,18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und damit fast dreimal so stark wie zu Beginn des Jahres 2021.

Bei der Entscheidung über den Preis wägen Unternehmen mehrere Faktoren ab. Ein entscheidender ist, ob die Konkurrenten nachziehen werden. Unternehmensleiter weisen auf die Kosten für Arbeit, Versand und Rohstoffe hin, die auf breiter Front steigen. Dadurch haben sie Gewissheit, dass sie trotz einer Preiserhöhung nicht von der Konkurrenz unterboten werden.

Technologie und künstliche Intelligenz ermöglichen es den Einzelhändlern, die Preise gezielter festzulegen. Sie wissen zum Beispiel, welche Kunden nur im Ausverkauf kaufen und können diesen Kunden daher Rabatte anbieten. Kunden, die eher zum vollen Preis einkaufen, erhalten den Rabatt nicht.

Eine Preiserhöhung durch einen Hersteller ist für die Verbraucher möglicherweise nicht sofort erkennbar. Oftmals erhöhen die Unternehmen die Preise, indem sie die Packungsgrößen verkleinern oder das Angebot reduzieren, anstatt eine direkte Preiserhöhung für einen bestimmten Artikel vorzunehmen.

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