Mein Tag in der Festung Amerika

Wie Herr Sauerborn sein US-Visum in London verlängerte – und was Sie daraus lernen können

Heute war ich in der US-Botschaft in London.

Nicht zum ersten Mal – aber zum ersten Mal seit langem mit einer gewissen Anspannung. Ich war dort, um mein US-Visum zu verlängern. Für weitere fünf Jahre. Fünf Jahre Leben, Arbeiten, Unternehmertum in einem Land, das ich liebe und in dem ich seit 2008 geschäftlich tätig bin.

Wer schon einmal vor der neuen US-Botschaft im Stadtteil Nine Elms stand, weiß: Dieses Gebäude ist keine gewöhnliche Amtsstube. Es ist eine Festung. Ein architektonischer Monolith aus Glas, Stahl und Symbolik. Abgeschirmt durch Sicherheitszonen, Wassergraben, Kameras – aber gleichzeitig offen, hell, modern. Ein Bollwerk westlicher Macht, das an ein Raumschiff erinnert. Funktional. Kühl. Und doch faszinierend.

Und in dieser Festung war ich heute Morgen.

Nicht als Tourist. Nicht als Bittsteller. Sondern als Unternehmer mit einem klaren Ziel.

Vorbereitung mit Unsicherheit

Zwei Tage vor dem Termin hatte ich ein Briefing mit der US-Einwanderungsanwältin, die wir regelmäßig auch für unsere Mandanten beauftragen. Sie ist kompetent, erfahren – und dennoch sagte sie offen:

„Ganz ehrlich – ich bin mir nicht sicher, was Sie genau erwarten wird.“

In einer Zeit politischer Unsicherheit, wechselnder Vorschriften und Behörden, die manchmal strenger agieren als erwartet, ist das keine Floskel. Ihr Rat war klar:

„Wenn etwas Ungewöhnliches gefragt wird, sagen Sie einfach, dass Sie sich mit Ihrem Anwalt abstimmen möchten. Wir kümmern uns dann darum.“

Es war ein kurzer, klarer Moment, der mir zeigte: Auch erfahrene Profis bleiben wachsam. Und das sollten Antragsteller ebenfalls sein.

Warum London – und nicht Berlin?

Wer ein US-Visum beantragt oder verlängert, tut dies in dem Land, in dem er aktuell lebt – nicht unbedingt im Herkunftsland. Ich hätte nach Berlin oder Frankfurt reisen können. Aber ich lebe in London. Meine Familie ist hier, unser Büro ist hier, meine Anwälte sind hier.

Und das US-Konsulat in London ist – bei aller Größe – gut organisiert, effizient und professionell. Aber man sollte Zeit mitbringen.

Ein langer Vormittag in drei Stationen

Ich kam etwa 30 Minuten vor meinem Termin an. Vor dem Eingang: eine lange, aber geordnete Schlange. Menschen aus aller Welt. Familien, Studierende, Geschäftsleute. Die Stimmung: ruhig, konzentriert, leicht angespannt.

Was dann folgte, war ein Prozess in drei Stationen – insgesamt 2,5 Stunden Aufenthalt, davon nur 90 Sekunden tatsächliches Interview.

Stufe 1: Dokumentenprüfung – das Passfoto entscheidet

Die erste Überraschung kam sofort: Obwohl ich mein Passfoto mit dem DS-160-Formular hochgeladen hatte, wurde vor Ort ein gedrucktes Bild verlangt. Es wurde eingescannt und mir zurückgegeben.

Zum Glück hatte ich eins dabei. Wer keins dabei hatte, musste zum Automaten – und danach wieder hinten anstehen. Das kostet Zeit und Nerven.

Tipp: Bringen Sie immer ein aktuelles, gedrucktes Passfoto mit – auch wenn alles „online“ wirkt.

Stufe 2: Fingerabdrücke – effizient und freundlich

Danach ging es zügig weiter zur biometrischen Erfassung. Kein Warten, freundliches Personal, fünf Minuten später war alles erledigt.

Dann: die große Halle.

Stufe 3: Die Halle der Entscheidung

Die Wartehalle ist wie ein Flughafenterminal. Sitzreihen, Monitore, die regelmäßig Namen anzeigen. Um mich herum: viele F1-Studenten, B1-Reisende, einige L- und E-Visa-Antragsteller.

Ich wartete fast zwei Stunden. Trotz guter Organisation: Der Andrang ist groß – man muss Geduld mitbringen.

Dann erschien mein Name. Ich trat vor.

Das Interview: 90 Sekunden und ein „Yes“

Die Konsularbeamtin war freundlich und fokussiert.

„What are you planning to do in the U.S.?“

Ich erklärte, dass ich dort mein Unternehmen weiterführe, Kunden betreue, Projekte leite. Während ich sprach, tippte sie.

„Your visa is approved.“

Das war’s. Kein Nachhaken, kein Papier, kein Druck. Ein Moment der Erleichterung – und ein Beweis für gute Vorbereitung.

Zwei Stunden Warten, ein Moment Stolz

Natürlich – zwei Stunden Wartezeit können auf die Beine gehen. Aber die Warteschlange war clever organisiert: Man konnte sich zwischendurch immer wieder setzen, bevor es im Rhythmus von zwei, drei Minuten weiterging. Und: Man darf inzwischen sein Handy benutzen. Vor fünf Jahren war das noch streng verboten.

Während ich wartete, hörte ich unweigerlich Gesprächsfetzen aus der Schlange um mich herum – und einige Begegnungen blieben mir im Gedächtnis.

Da war ein britisches Mädchen, 18 Jahre alt, das sich voller Vorfreude mit jemandem über ihre Zukunft in den USA unterhielt. Sie hatte ein Fußball-Stipendium an einem College in den Südstaaten gewonnen. Ein junger Mann vor mir war Animator – er wollte nach Hollywood ziehen. Und hinter mir stand ein Gründer eines AI-Startups, der kürzlich eine große Finanzierungsrunde abgeschlossen hatte – und nun nach Austin übersiedelte.

Das war Amerika.

Nicht das Amerika, das wir aus den täglichen Negativ-Schlagzeilen kennen. Nicht das Amerika, das so gerne karikiert wird von einer europäischen Medienlandschaft, die sich an ihrem eigenen Zynismus berauscht.

Sondern das Amerika der Träume. Der Möglichkeiten. Der Anziehungskraft.

Und während ich da stand, in dieser Warteschlange, in einer gläsernen Festung mitten in London, umgeben von jungen Menschen aus aller Welt mit Hoffnungen im Blick und Mut im Gepäck – da spürte ich: Ich bin stolz, Teil dieser Bewegung zu sein.

Danach: Battersea Power Station und ein Spaziergang zum Durchatmen

Nach dem Interview lief ich die knapp 15 Minuten zu Fuß Richtung Battersea Power Station, wo ich ein Geschäftstreffen in den Regus-Büros hatte. Die Bewegung tat gut. Die Themse, der Himmel, das Gefühl: erledigt, bestanden, frei.

Battersea ist ein Symbol des Wandels: Einst Kraftwerk, heute Design-Ikone. Vier Schornsteine ragen in den Himmel. Im Inneren: Boutiquen, Cafés, moderne Büros. Vergangenheit und Zukunft unter einem Dach.

Warum ich (noch) kein US-Staatsbürger bin – und nicht einmal eine Green Card habe

Manche fragen mich: „Warum hast du eigentlich keine Green Card? Wäre das nicht einfacher?“

Die kurze Antwort: Weil ich meine globale steuerliche Flexibilität bewahren will.

Wer eine Green Card besitzt oder US-Bürger wird, ist der weltweiten Steuerpflicht der USA unterworfen. Und das heißt: Einkommen, Beteiligungen, Vermögen, selbst passive Strukturen wie Holdings oder Stiftungen – alles muss offengelegt und versteuert werden. Ein amerikanischer Pass kommt mit einem unsichtbaren Netz aus Meldepflichten und Formblättern.

Ich liebe Amerika. Ich liebe Texas. Ich liebe das unternehmerische Klima. Aber: Ich will frei bleiben. Beweglich. International. Nicht dauerhaft an die US-Steuerkette gelegt.

Deshalb beschränke ich meinen Aufenthalt mittlerweile auf etwa 120 Tage pro Jahr. Das hält mich sicher außerhalb der Substantial Presence Rule. Und es erlaubt mir, das Beste aus beiden Welten zu genießen.

Versteht mich nicht falsch: Ich würde liebend gern mehr Zeit dort verbringen. Vielleicht sogar ganz umziehen. Aber: Meine Partnerin ist Britin. Und, wie man hier sagt, ein „homebird“. Sie liebt London, ihre Familie, die vertrauten Rituale. Außerdem – und das sagt sie mit einem Augenzwinkern – zu viele Waffen und Trump-Wähler in Texas.

Also leben wir flexibel: ein paar Monate USA, ein paar Monate Großbritannien – und manchmal auch woanders. Ein Leben auf Achse, aber mit Struktur. Und genau das ist es, was wir auch unseren Mandanten ermöglichen wollen.

Was Sie aus meinem Fall lernen können

Ich habe das Visum bekommen. Schnell, reibungslos. Aber eben auch, weil ich gut vorbereitet war – mit Anwälten, mit Strategie, mit Verständnis für den Kontext.

Hier meine wichtigsten Erkenntnisse – speziell für London:

1. Papierfoto ist Pflicht

Auch wenn es anders aussieht – bringen Sie es mit.

2. Planen Sie 2,5–3 Stunden ein

Das Interview dauert 2 Minuten – aber der Rest zieht sich.

3. Briefing mit Anwalt ist Gold wert

Wer weiß, wie er antwortet – und wann er schweigt –, ist im Vorteil.

4. Bleiben Sie entspannt – aber wachsam

Die Beamten in London sind freundlich. Aber: vorbereitet ist vorbereitet.

5. Die Tipps gelten nur für London

In Berlin, Frankfurt, Zürich oder Wien kann alles anders laufen. Informieren Sie sich vorher genau, wie das Konsulat dort arbeitet.

Fazit: Die USA bleiben offen – für die, die vorbereitet sind

Trotz aller geopolitischer Spannungen, trotz Trump, trotz Bürokratie: Die USA empfangen Unternehmer weiterhin mit offenen Armen. Aber nur, wenn man seine Hausaufgaben macht.

Ich liebe dieses Land – und ich liebe meine Freiheit. Deshalb nehme ich die Wege, die für mich stimmen. Nicht die bequemsten, sondern die klügsten.

Und genau das rate ich auch Ihnen.

Ihr nächster Schritt

Wenn Sie überlegen, ein US-Visum zu beantragen oder Ihre Präsenz in den USA strategisch auszubauen: Lassen Sie sich beraten. Unsere Kanzlei arbeitet mit führenden US-Einwanderungsanwälten zusammen. Wir kennen die steuerlichen, unternehmerischen und praktischen Details – und helfen Ihnen, die Struktur zu finden, die zu Ihrem Leben passt.

Vereinbaren Sie jetzt ein Erstgespräch.

Denn der Weg nach Amerika beginnt mit Planung – und mit der richtigen Begleitung.