250.000 Dollar im Jahr – und trotzdem kein Gefühl von Reichtum

Was wohlhabende US-Familien wirklich erwartet – und warum Auswanderer nicht blauäugig planen sollten

Analyse auf Basis eines Artikels im Wall Street Journal vom 29. Juni 2025

Wer mit dem Gedanken spielt, in die USA auszuwandern, verbindet damit oft Träume von größerem Wohlstand, einem besseren Leben und mehr Freiheit. Und tatsächlich – viele deutsche Auswanderer erzielen in den Vereinigten Staaten deutlich höhere Einkommen als in der alten Heimat.

Doch ein Blick hinter die Kulissen zeigt: Selbst wer 250.000 bis 350.000 Dollar im Jahr verdient – also zu den obersten 10 % der US-Haushalte zählt – hat keineswegs automatisch ein sorgloses Leben.

Ein aktueller Artikel im Wall Street Journal zeigt eindrucksvoll, wie schnell sich selbst hohe Einkommen in den USA auflösen – in Studiengebühren, Mieten, Versicherungen und Alltagskosten.

Willkommen in der Realität: Top-Verdiener unter Druck

Lauren Fichter und ihr Mann verdienen rund 350.000 $ pro Jahr. Sie besitzen ein Haus in Pennsylvania und eine Ferienimmobilie, die sie über Airbnb vermieten. Ihre Kinder treiben teuren Vereinssport, und die Familie gönnt sich regelmäßige Restaurantbesuche.

Trotzdem: Wenn der älteste Sohn im nächsten Jahr aufs College geht, braucht er Kredite und Stipendien – denn 75.000 $ pro Kind und Jahr können selbst sie nicht einfach so stemmen.

„Ich hätte früher nie gedacht, so viel zu verdienen“, sagt Lauren. „Aber heute fühle ich mich wie eine ganz normale Durchschnittsfamilie.“

Was Auswanderer wissen müssen: Einkommen ≠ Wohlstand

Viele deutschsprachige Auswanderer orientieren sich bei ihren Finanzplanungen an Zielwerten wie 120.000 $ oder 150.000 $ Jahreseinkommen. Doch die Realität in den USA sieht anders aus:

Selbst mit 250.000 $ pro Jahr ist man zwar statistisch in der Spitze – doch das reicht oft nicht für:

  • ein eigenes Haus in den großen Städten

  • private Hochschulausbildung für zwei Kinder

  • umfassende Altersvorsorge

  • umfassenden Gesundheitsschutz ohne hohe Selbstbeteiligung

💬 Fazit: Wer in Deutschland mit 250.000 € Jahresgehalt als vermögend gilt, muss in den USA oft kämpfen, um den gewohnten Lebensstandard zu halten.

Große Unterschiede zwischen Stadt und Land – und zwischen den Bundesstaaten

Ob ein sechsstelliger Betrag reicht oder nicht, hängt in den USA extrem davon ab, wo man lebt:

Region Typische Lebenshaltungskosten Wohnkosten Typische Lebensweise
New York City, San Francisco, L.A. sehr hoch Eigentum oft >1 Mio $ Vollzeit-Nanny, Privatschulen, hohe Steuern
Austin, Denver, Miami hoch Mieten steigen rasant Kompromisse notwendig
Suburbia im Mittleren Westen moderat Häuser ab 300–400k klassisches Vorstadtleben
Ländlicher Süden (Tennessee, Arkansas, Alabama) günstig Eigentum ab 200–300k deutlich niedrigere Ausgaben

🔎 Tipp für Auswanderer: Nicht nur das Gehalt zählt – sondern vor allem, wo es gezahlt wird. Wer mit 200.000 $ in Kalifornien lebt, ist oft schlechter dran als jemand mit 120.000 $ in Tennessee.

Städtevergleich: Los Angeles vs. Zürich

Zur weiteren Einordnung hilft ein Vergleich zwischen Los Angeles und Zürich – zwei teuren, urbanen Zentren mit völlig unterschiedlichen Rahmenbedingungen:

Faktor Los Angeles Zürich
Einkommensteuer gesamt bis zu 45 % (inkl. State & Federal) ca. 25–28 % (inkl. alle Ebenen)
Miete 3–4 Zimmer 4.000–7.000 $ 3.000–5.500 CHF
Privatschule pro Kind 30.000–50.000 $ 20.000–35.000 CHF
Gesundheitskosten 1.500–2.500 $ mtl. 1.000–1.800 CHF mtl.
Kita/Vorschule 2.000–3.500 $ mtl. 1.200–2.000 CHF mtl.

📌 Fazit: In den USA – besonders in Kalifornien – bekommst du für dein Geld oft weniger Leistung als in der Schweiz. Die Lebenshaltungskosten sind gleich hoch oder höher, die Absicherung schlechter.

Die größten Kostenfallen für Expats in den USA

Der Wall Street Journal-Artikel nennt mehrere konkrete Punkte, die auch für deutsche Auswanderer relevant sind:

1. Wohnen

Die Immobilienpreise in beliebten Regionen wie Südkalifornien sind in den letzten fünf Jahren um über 50 % gestiegen. Mietwohnungen kosten in guten Schulbezirken 3.000 bis 5.000 $ pro Monat – kaufen ist oft noch teurer.

2. Bildungskosten

Ein Studium an einer privaten Universität kostet bis zu 75.000 $ jährlich – und staatliche Förderung gibt es nur bei sehr niedrigem Einkommen. Drei Kinder = über 900.000 $ Studienkosten in zwölf Jahren.

🎓 Wichtiger Hinweis für deutschsprachige Familien:
Lass deine Kinder in Deutschland, Österreich oder der Schweiz studieren!
Die Qualität ist hoch, die Kosten gering oder null. Ein Bachelor in Europa und ein späterer Wechsel in die USA (Master oder Beruf) ist der klügere Weg.

3. Gesundheitssystem

Selbst mit guter Krankenversicherung bleiben hohe Selbstbehalte und Zuzahlungen. Eine normale Geburt kann je nach Versicherung 5.000 bis 15.000 $ kosten – oder mehr, wenn Komplikationen auftreten.

4. Kinderbetreuung & Freizeit

Musikunterricht, Vereinssport, Sommercamps – alles kostet Geld. In der gehobenen Mittelschicht sind diese Ausgaben praktisch Pflicht. Kostenpunkt: mehrere Tausend Dollar jährlich pro Kind.

5. Steuern & Altersvorsorge

In Bundesstaaten wie Kalifornien oder New York kommen zur Bundessteuer (bis zu 37 %) noch hohe lokale Einkommensteuern. Gleichzeitig fehlen gesetzliche Rentenmodelle – private Vorsorge ist Pflicht.

Strategien zur Senkung der Lebenshaltungskosten

💡 Du willst in die USA – aber nicht trotz hohem Gehalt unter Druck leben? Dann beachte diese Punkte:

  • Wähle den Bundesstaat mit Bedacht: Texas, Florida, Tennessee, Nevada oder Wyoming haben keine Einkommensteuer.

  • Kombiniere Remote Work mit ländlichem Wohnort: Ein Job in New York – ein Haus in North Carolina. Das ist keine Utopie, sondern Realität.

  • Spare nicht an Beratung: Steuerberatung, Krankenversicherung, Schulsystem – lass dich professionell begleiten.

  • Vermeide amerikanische Bildungsschulden: Kein US-College für deutschsprachige Kinder!

  • Denk langfristig unternehmerisch: Die USA sind ein Land, in dem man mit Initiative und Struktur enorm viel erreichen kann – aber nur, wenn man wirtschaftlich stabil plant.

Warum sich die USA trotzdem lohnen können

Trotz aller Herausforderungen bieten die USA enorme Chancen für Menschen mit Unternehmergeist:

  • 🔓 Größerer Arbeitsmarkt mit besseren Verdienstmöglichkeiten

  • ⚖️ Niedrigere Steuern in businessfreundlichen Staaten

  • 🚀 Weniger Bürokratie, schnellere Umsetzung von Ideen

  • 📈 Besserer Zugang zu Kapital, Netzwerken und Investoren

Wer weiß, was ihn erwartet – und entsprechend plant –, kann in den USA mehr erreichen als in jedem anderen westlichen Land.

📌 Fazit:
Die USA sind kein Wunderland – aber ein Land der Möglichkeiten. Wer sich der finanziellen Realität stellt, klug plant und bewusst lebt, kann dort aufsteigen. Wer hingegen mit falschen Erwartungen kommt, wird schnell feststellen: Selbst die Reichen fühlen sich oft nicht reich.

Hinweis:
Dieser Artikel basiert auf dem Wall Street Journal-Beitrag vom 29. Juni 2025: “They’re in the Top 10% of Earners. They Still Don’t Feel Rich” von Rachel Louise Ensign.