Wash Sales: Was deutschsprachige Anleger bei der US-Steuererklärung beachten müssen

Aktie mit Verlust verkauft und gleich wieder neu gekauft? Als US-Steuerzahler kann Sie das teuer zu stehen kommen.

Wer als Deutscher, Schweizer oder Österreicher in den USA investiert oder dort eine Steuererklärung abgeben muss, kommt früher oder später mit dem Begriff „Wash Sale“ in Berührung. Viele unserer Mandanten sind überrascht, dass es in den USA spezielle Regeln gibt, die Verluste aus Wertpapiergeschäften zeitweise nicht abzugsfähig machen. Diese Vorschriften sind streng, werden elektronisch überprüft und können zu erheblichen steuerlichen Nachzahlungen führen, wenn man sie ignoriert.

In diesem Beitrag erklären wir, was genau eine Wash Sale ist, welche Unterlagen Sie von Ihrem Broker benötigen, wie die korrekte Deklaration in der US-Steuererklärung funktioniert und welche steuerlichen Konsequenzen drohen. Wir illustrieren das Ganze mit praktischen Beispielen, sodass Sie die Mechanik sofort verstehen.

1. Was ist eine Wash Sale?

Eine Wash Sale entsteht, wenn Sie ein Wertpapier (z. B. Aktie, ETF oder Option) mit Verlust verkaufen und innerhalb von 30 Tagen vor oder nach dem Verkauf ein „im Wesentlichen identisches Wertpapier“ kaufen.

Das bedeutet:

  • Verkaufen Sie am 15. März eine Aktie mit Verlust, dann gilt der Zeitraum vom 14. Februar bis 14. April.

  • Kaufen Sie in dieser Frist die gleiche Aktie oder ein wirtschaftlich gleichwertiges Papier zurück, dann wird der Verlust aus dem Verkauf nicht sofort steuerlich anerkannt.

Wichtig:

  • Der Verlust geht nicht verloren, sondern wird dem Anschaffungspreis der neu gekauften Aktien zugeschlagen.

  • Dadurch verschiebt sich die Verlustrealisierung in die Zukunft.

2. Warum gibt es diese Regel?

Die US-Steuerbehörden (IRS) wollen verhindern, dass Anleger rein steuerlich motivierte „Verlustverkäufe“ tätigen, nur um sofort Steuervorteile zu generieren, während sie ihre wirtschaftliche Position am Markt gar nicht wirklich verändern.

Beispiel:
Ein Anleger könnte eine Aktie am 30. Dezember mit Verlust verkaufen, sie am 2. Januar wieder zurückkaufen und hätte dann sofort einen steuerlich nutzbaren Verlust, ohne sein Portfolio dauerhaft zu verändern. Genau dies soll durch die Wash-Sale-Regeln unterbunden werden.

3. Welche Wertpapiere sind betroffen?

  • Aktien: klassische Wash-Sale-Fälle.

  • ETFs und Fonds: auch hier kann ein „wesentlich identisches“ Investment vorliegen, etwa zwei ETFs, die denselben Index replizieren.

  • Optionen: Käufe oder Verkäufe von Calls/Puts auf dieselbe Aktie können Wash Sales auslösen.

  • Anleihen: grundsätzlich möglich, wenn es sich um dieselbe oder eine nahezu identische Emission handelt.

Besonders tückisch: Auch Käufe im 401(k)-Plan oder IRA können Wash Sales auslösen, wenn gleichzeitig im normalen Brokerage-Konto verkauft wurde.

4. Welche Unterlagen brauchen Sie von Ihrem Broker?

Jeder US-Broker ist verpflichtet, Wash Sales automatisch zu berechnen und in den Steuerformularen auszuweisen. Typisch sind:

  • Form 1099-B: Hier finden Sie detailliert die Verkaufs- und Kauftransaktionen, inklusive der Markierung, ob ein Wash Sale vorliegt.

  • Broker Statements (Jahresauszüge): Diese enthalten zusätzliche Informationen zu Kauf- und Verkaufspreisen, ggf. auch die Verlustverschiebung.

Viele internationale Broker (z. B. Interactive Brokers) stellen diese Daten automatisiert bereit. Aber:

  • Nicht immer sind alle Wash Sales korrekt erkannt, insbesondere bei komplexen Derivatstrukturen oder bei Konten in verschiedenen Ländern.

  • Deshalb sollten Sie immer Ihre Transaktionen gegenprüfen.

5. Wie werden Wash Sales in der US-Steuererklärung deklariert?

Die Deklaration erfolgt über:

  • Schedule D (Capital Gains and Losses): hier werden die Gewinne und Verluste aus Kapitalanlagen zusammengefasst.

  • Form 8949 (Sales and Other Dispositions of Capital Assets): hier müssen die einzelnen Transaktionen mit Angabe „Wash Sale“ aufgeführt werden.

Ihr Broker überträgt in der Regel die relevanten Daten elektronisch an die IRS. Dennoch liegt die Verantwortung bei Ihnen, dass Ihre Steuererklärung korrekt ist.

6. Steuerliche Konsequenzen

Die Konsequenz einer Wash Sale ist, dass Ihr Verlust nicht sofort abziehbar ist. Stattdessen:

  • Der Verlust wird dem Kaufpreis der zurückgekauften Aktie hinzugefügt.

  • Damit reduziert sich in Zukunft der steuerpflichtige Gewinn, wenn Sie diese neue Position irgendwann verkaufen.

Mit anderen Worten: Die Steuerersparnis wird verschoben, nicht aufgehoben.

Beispiel 1: Klassische Wash Sale

    1. März: Verkauf von 100 Aktien Tesla zu 150 USD, Kaufpreis war 200 USD. Verlust = 5.000 USD.

    1. März: Rückkauf von 100 Tesla-Aktien zu 160 USD.

Folge:

  • Der Verlust von 5.000 USD ist jetzt nicht abzugsfähig.

  • Stattdessen wird er auf die neue Position übertragen.

  • Der Anschaffungspreis der neuen Tesla-Aktien ist nicht 16.000 USD (100 × 160), sondern 21.000 USD (16.000 + 5.000).

  • Verkaufen Sie diese Aktien später zu 210 USD, beträgt Ihr Gewinn nicht 5.000 USD, sondern nur 0.

Beispiel 2: Wash Sale über Jahresende

    1. Dezember 2025: Verkauf von 200 Amazon-Aktien mit 10.000 USD Verlust.

    1. Januar 2026: Rückkauf derselben Position.

Folge:

  • Sie können den Verlust nicht in 2025 abziehen.

  • Stattdessen wird er in 2026 in den Anschaffungspreis eingerechnet.

  • Dadurch kann sich Ihre Steuerlast für 2025 erhöhen.


Beispiel 3: Wash Sale mit IRA

  • Verkauf von Microsoft-Aktien mit 3.000 USD Verlust im normalen Depot.

  • Rückkauf derselben Aktie in Ihrem IRA innerhalb der 30-Tage-Frist.

Folge:

  • Der Verlust ist dauerhaft verloren, weil er nicht in den steuerbegünstigten IRA übertragen werden darf.

  • Dies ist eine der härtesten Fallen für internationale Anleger.

7. Häufige Fehler von deutschsprachigen Anlegern

  1. Ignorieren ausländischer Konten: Viele meinen, nur US-Konten zählen. Tatsächlich können auch internationale Broker eine Rolle spielen, wenn sie den IRS-Reporting-Standards unterliegen.

  2. Verwechslung ähnlicher ETFs: Verkaufen Sie einen S&P-500-ETF und kaufen einen anderen zurück, kann dies als „wesentlich identisch“ gelten.

  3. Keine Abstimmung mit dem Steuerberater: Gerade bei größeren Portfolios mit vielen Transaktionen ist es fast unmöglich, Wash Sales manuell nachzuhalten.

8. Strategien zur Vermeidung von Wash Sales

  • Warten Sie 31 Tage nach einem Verlustverkauf, bevor Sie dieselbe Aktie zurückkaufen.

  • Kaufen Sie ein ähnliches, aber nicht identisches Investment (z. B. statt S&P-500-ETF einen Total-Market-ETF).

  • Koordinieren Sie Käufe in steuerbegünstigten Konten (IRA, 401k) sorgfältig mit Verlustverkäufen im normalen Depot.

  • Nutzen Sie professionelle Software oder stimmen Sie sich mit einem US-Steuerberater ab, wenn Sie viele Trades tätigen.

9. Konsequenzen für Deutsche, Schweizer und Österreicher

Für viele unserer Mandanten ist entscheidend, dass die Wash-Sale-Regeln rein US-amerikanisch sind. Das bedeutet:

  • In Deutschland, Österreich oder der Schweiz gibt es keine identische Vorschrift. Dort können Sie Verluste sofort mit Gewinnen verrechnen, unabhängig von einem Rückkauf.

  • Wer also parallel eine deutsche und eine US-Steuererklärung abgibt, muss genau aufpassen: Der Verlust kann in Deutschland anerkannt sein, in den USA jedoch (noch) nicht.

  • Dies kann zu temporären Abweichungen zwischen den Steuerberechnungen in beiden Ländern führen, was wiederum Auswirkungen auf die Anrechnung ausländischer Steuern haben kann.

10. Fazit

Die Wash-Sale-Regeln sind ein klassisches Beispiel dafür, wie unterschiedlich die US-Steuergesetze im Vergleich zum deutschen oder europäischen Recht funktionieren. Für deutschsprachige Anleger mit US-Steuerpflicht bedeutet das:

  • Verluste sind nicht immer sofort nutzbar.

  • Die Dokumentation durch den Broker ist entscheidend.

  • Fehler können teuer werden, insbesondere bei IRA-Konten.

Unser Rat:
Wenn Sie regelmäßig in US-Wertpapieren handeln und eine US-Steuererklärung abgeben müssen, lassen Sie Ihre Transaktionen unbedingt professionell überprüfen. Nur so vermeiden Sie unnötige Nachzahlungen oder das dauerhafte Verfallen von Verlusten.

Beratung durch unsere Kanzlei

Wir unterstützen Sie dabei, Ihre Brokerdaten korrekt aufzubereiten, Wash Sales zu identifizieren und diese richtig in Ihrer US-Steuererklärung zu deklarieren. Gerade für Mandanten mit komplexen Depots und grenzüberschreitenden Steuerpflichten ist dies unverzichtbar.

Sprechen Sie uns an – wir begleiten Sie sicher durch den Steuerdschungel.