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Wie ich bereits oben geschildert habe, ist Gesundheit in den USA das ganz großer Geschäft. Das gleiche kann man für das amerikanische Bildungssystem sagen - wenigstens für den universitären Bereich.
Harvard, MIT, Princeton, Yale, Berkeley usw. schaffen es regelmäßig in die Top 20 der Bestenlisten internationaler Universitäten. Die US-Universitäten verfügen über massive Budgets in Forschung und Lehre und bringen die mit Abstand meisten Nobelpreisträger hervor.
Finanziert wird diese Fülle wenigstens zum Teil über massive Studiengebühren, die im Falle von Harvard in 2017 bei $46,816 pro Jahr liegen. Selbst eine mittelprächtige Provinzuni schlägt schnell mit Studiengebühren in Höhe von $15,000 zu Buche.
Wer kann das bezahlen? Die Antwort überrascht vielleicht, aber dank staatlichen Studienkrediten kann so ziemlich jeder, der einen Studienplatz bekommt, die horrenden Studiengebühren finanzieren.
Die Folge: 7 von 10 US-Studenten verlassen Uni oder College mit Schulden, im Schnitt mit „nur“ rund $43,000. Wer Jura oder Medizin studiert, steht locker mit $180,000 in der Kreide.
Die besten Studenten sind Ausländer
Frappierend ist der hohe Anteil ausländischer Studenten an amerikanischen Universitäten: In vielen Fächern sind 70% und mehr der Promotions- und Masterstudenten Ausländer. Diese eine Statistik hat enorme Aussagekraft, bestätigt sie doch, dass die US-Universitäten im eigenen Land auch nicht nur annähernd genug Studenten finden können, um ihre Studiengänge zu füllen - und das trotz garantierter Studienkredite.
Dies liegt zu einem Großteil schlicht daran, dass das amerikanische Schul- und Bildungssystem außerhalb des universitären Bereichs so grottenschlecht ist, dass es für einen überwältigenden Großteil der Schulabgänger schlicht unmöglich ist, ein anspruchsvolles Studium zu meistern.
Das Problem der US-High Schools
Auch hier kann es am Geld nicht liegen: Gemäß der OECD gibt die öffentliche Hand in den USA pro Schüler in weiterführenden Schulen rund $12,700 im Jahr aus. Weltweit lassen sich nur Österreich, die Schweiz, Luxemburg und Liechtenstein die Schulbildung ihres Nachwuchses mehr kosten.
Dennoch ist das Ergebnis ernüchternd: Während deutsche Schüler bei der jüngsten Pisa-Studie auf den Plätzen 16 (Lesen) und 11 (Mathe) landen, schaffen es US-Schüler nur auf Platz 40 bzw. 24. 72 Länder nahmen an der Studie teil.
Eine Ursache mag vielleicht sein, dass öffentliche Schule in den USA nicht primär als Institution verstanden wird, die Wissen, Können und eigenständiges Denken vermitteln soll. Vielmehr sollen in der Schule gute (= systemkonforme) US-Staatsbürger herangezogen werden, die als Erwachsene reibungslos in Betrieben, Militär und öffentlicher Verwaltung beschäftigt werden können.
Wenn Sie also mit Kindern in die USA umziehen, müssen Sie sich ganz sicher mit dem Thema Schulbildung gut auseinandersetzen. Planen Sie, Ihre Kinder auf eine staatliche Schule zu schicken, können Sie nicht davon ausgehen, dass die Schulen überall gleich gut (oder gleich schlecht) sind. Es gibt von Bundesstaat zu Bundesstaat große Unterschiede und unter Umständen müssen Sie Ihr gesamtes US-Vorhaben hinsichtlich des richtigen Standorts überdenken, um sicherstellen zu können, dass Ihre Kinder einigermaßen brauchbare Schulen besuchen können.
Auf den Schulbezirk (ISD) kommt es an
Staatliche Schulen sind in den USA in sogenannte Schulbezirke oder „Independent School Districts (ISDs)“ organisiert. So hat jede (Klein)-Stadt oder auch jeder Landkreis seinen eigenen Schulbezirk, der von einem Gremium geleitet wird, was von der lokalen Bevölkerung in einer Wahl bestimmt wird.
Die Schulbezirksleitung hat enormen Einfluss und bestimmt von den verwendeten Schulbüchern bis zum Bau neuer Schulen und der Rekrutierung neuer Lehrer so ziemlich alles, was den Betrieb der lokalen Schulen betrifft.
Alle ISDs unterliegen laufenden Qualitätskontrollen seitens des jeweiligen Bundesstaates, die ihre Bewertungen veröffentlichen. Diese können Ihnen helfen, besonders gute ISDs zu identifizieren und einen möglichen Wohnort entsprechend zu bestimmen.
Sind Privatschulen eine Alternative?
Und wenn Sie nicht vorhaben, Ihre Kinder auf die staatliche Schule zu schicken, gibt es natürlich auch etliche Privatschulen jeglicher Ausrichtung (konfessionell, Montessori, Waldorf usw.). Auch hier geht es - Sie ahnen es - vor allem ums Geld. Privatschulen in den USA sind oftmals sogar teurer als die besten Privatschulen in UK, was schon was heißen will.
Dabei sind viele Privatschulen akademisch gar nicht viel besser, als die staatlichen Schulen. Ihre Kinder haben dort einfach das Privileg, mit Kindern von besserverdienenden Eltern in die Schule zu gehen. Aber was heißt das schon? Auch ein besserverdienender Prolet ist immer noch ein Prolet. Vorsicht ist also geboten. Meine Erfahrungen mit Privatschulen in den USA sind nicht besonders gut und ich halte die Schulgebühren vielfach nicht für ein gutes Investment.
Es gibt natürlich sehr gute Privatschulen in den USA. Und es gibt auch ziemlich gute staatliche Schulen. Von was Sie nicht ausgehen können ist, dass z.B. wie in Deutschland und der Schweiz alle Schulen so einigermaßen gleich gut sind. Sie müssen sich auf jedem Fall mit dem Thema Schule intensiv auseinandersetzen, um nicht die Zukunft Ihrer Kinder aufs Spiel zu setzen.
IB und AP erleichtern die Anerkennung von US-Schulabschlüssen im Ausland
Wer plant, nur vorübergehend in den USA zu leben oder seinen Kindern ein späteres Studium in Europa erleichtern möchte, sollte sich mit dem Thema AP-Kurse (Advanced Placement) und IB (International Baccalaureate = Internationales Abitur) frühzeitig auseinandersetzen. Der „normale“ amerikanische High School Abschluss ist bestenfalls mit der in Deutschland bekannten mittleren Reife zu vergleichen und reicht nirgendwo, nicht mal in den USA, für eine Zulassung zum Universitätsstudium aus.
Das IB wird auch in vielen US-Privatschulen als Abschluss angeboten und ermöglicht unter bestimmten Voraussetzungen das Studium an den meisten europäischen Universitäten. Auch ein High School Abschluss mit einigen zusätzlichen AP-Qualifikationen kann zum Studium in Deutschland bzw. Europa ausreichen.
Meine Erfahrungen mit dem US-Bildungssystem
Positiv in den USA ist die sehr aktive Homeschooling-Bewegung. Sicher: Homeschooling kommt für die meisten Eltern nicht in Frage. Aber wer sich darin versuchen möchte, hat in den USA alle rechtlichen Freiheiten dazu und findet hervorragende Unterstützung im Internet und in unzähligen Homeschooling-Gruppen und -Vereinen jeder Couleur.
Ich habe mich selbst ein paar Jahre im Homeschooling versucht und meine Kinder empfinden es noch heute als eine sehr glückliche Zeit in ihrem Leben.
Ich selbst bin zu dem Schluss gekommen, dass eine gute Schule so viel mehr leistet, als Stoffvermittlung: Eine gute Schule vermittelt die Fähigkeit analytisch zu denken, sie vermittelt Charakter, die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen, sich auszudrücken. Eine Schule vermittelt Intellekt und die Fähigkeit zu argumentieren. Und in einer guten Schule lernen Kinder Beziehungen mit Klassenkameraden aus guten Familien zu knüpfen, auf die ein Leben lang Verlass ist - gerade auch später im Berufsleben.
Ich habe diese Art von Schule in den USA nicht gefunden und konnte mir nicht vorstellen, das gleiche als Homeschooler zu leisten. Und dies war am Ende auch ein Grund, warum ich wieder zurück nach Europe gezogen bin.