Urlaub & Freizeit: Camping, Thanksgiving und kein Urlaubsanspruch

Niemand in der westlichen Welt arbeitet so hart wie die Amerikaner. Pro Person in Beschäftigung wurden 2016 in den USA im Schnitt 1,790 Stunden pro Jahr gearbeitet, in Frankreich nur 1,482 Stunden pro Jahr. Dafür ist das pro Kopf Bruttosozialprodukt der Franzosen nur 73% dessen der Amerikaner. Die Franzosen arbeiten also rund 17% weniger als ihre Kollegen in den USA. Ähnlich sieht es in Italien und Spanien aus. In keinem Industriestaat wird weniger gearbeitet, als in Deutschland. Die Deutschen arbeiten im Schnitt nur 1,371 Stunden pro Jahr.

Dabei ist nur so, dass der typische Arbeitstag in den USA länger ist, als in Europa (im Schnitt arbeiten die Amerikaner 44 Stunden pro Woche). Was viel mehr ins Gewicht fällt ist, dass es in den USA keine gesetzlich vorgeschriebenen Feiertage und keine gesetzlich geregelten Urlaubszeiten gibt.

Ja, das haben Sie richtig gelesen. Zwar gibt es in den USA zehn sogenannte „Bundesfeiertage“ (Federal Holidays). Dabei handelt es sich aber strikt genommen nur um 10 Feiertage, an denen die Bundesbehörden nicht arbeiten. Diese sind in keiner Weise von anderen Arbeitgebern zu berücksichtigen.

Natürlich ist es so, dass die meisten Arbeitgeber Ihren Mitarbeitern an Weihnachten und Thanksgiving freigeben. Und vielleicht noch am einen oder anderen Feiertag. Aber es gibt wenige Betriebe, die alle zehn Bundesfeiertage berücksichtigen.

Auch ein Recht auf Urlaub – bezahlt oder unbezahlt – gibt es in den USA nicht. Die meisten Angestellten haben überhaupt keinen bezahlten Urlaub. Wer Glück hat, bekommt 5-10 Tage bezahlten Urlaub pro Jahr. Wer den Job wechselt, hat üblicherweise in den ersten 2 Jahren beim neuen Arbeitgeber überhaupt keine Ferien.

Die Folge ist, dass man in den USA zwar mehr verdient (weil man mehr arbeitet), aber relativ wenig Freizeit – geschweige denn Urlaub hat.

Auswirkungen auf das Freizeitverhalten

Dass sich die oben beschriebenen Arbeitsbedingungen auf das Freizeitverhalten der Amerikaner auswirken, ist zwangsläufig so. Dies fängt damit an, dass viele Amerikaner nie in Urlaub fahren. Das höchste der Gefühle ist das Thanksgiving-Wochenende bei Verwandten zu verbringen (inklusive 10 Stunden Autofahrt hin und zurück).

Amerikaner, die bezahlten Urlaub haben, können meist nur eine Woche freinehmen. Für eine Woche fliegt man nicht nach Europa, sondern bestenfalls nach Disneyland in Florida oder zu Verwandten nach Sioux Falls. Dies ist aus meiner Sicht der wichtigste Grund, warum die Amerikaner im Hinblick auf die Welt außerhalb der USA so unwissend sind – sie haben gar keine Chance, die Welt außerhalb der USA kennenzulernen.

Mehr Geld auf Kosten der Freizeit

Die Folge von längeren Arbeitszeiten und weniger Urlaub ist zwangsläufig, dass die Amerikaner im Schnitt über höhere Einkommen als die Europäer verfügen. Und so wird ein Mangel an Freizeit mit Konsum kompensiert: Die Amerikaner kaufen, kaufen, kaufen. Man hat oft das Gefühl, dass es nur aus Prinzip darum geht, Konsumgüter anzuhäufen: Neues Handy, neues Auto, neuer Fernseher, dies und das.

Eine der beliebtesten Freizeitaktivitäten ist der Ausflug in die Mall. Schon Teenager treffen sich am Samstagnachmittag in der Mall – selbst wenn Sie kein Geld haben.

Es ist keine Seltenheit, dass 10-jährige Kinder ein iPhone und ein iPad haben. Und natürlich den eigenen Fernseher im Kinderzimmer. Kaufen, kaufen, kaufen. Wer schon alles hat, kauft ein Jetski und eine neue Golfausrüstung.  Und wir sprechen hier nicht von wohlhabenden Amerikanern: Dank Finanzierung kann man sich auch mit „normalem“ Einkommen einiges leisten.

Ich hatte mal eine Freundin in den USA, die eine ambulante Klinik geleitet hat und rund $100,000 im Jahr verdiente. Jeder Cent ihres Nettolohns war aber bereits auf Jahre verplant mit der Rückzahlung aller möglichen Darlehen für allen möglichen Ramsch, den sie irgendwann mal gekauft hatte.

Die wirklich Glücklichen, das sind die Unternehmer

Ich könnte nie in den USA als normaler Angestellter leben. Das Leben wäre ein Albtraum. Aber als Unternehmer haben Sie in den USA das Glückslos gezogen, denn Sie können sich Ihre Zeit frei einteilen und von den fantastischen Freizeitmöglichkeiten profitieren, welche die USA zu bieten haben. Dies ist ein Luxus, den sich nur weniger Amerikaner leisten können, weil sie schlicht keine Zeit haben.

Dies ist ein wichtiger Grund, warum gerade für Unternehmer die USA so attraktiv sind. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten in den USA, eine schöne Zeit mit Ihrer Frau und Ihrer Familie zu verbringen. Man ist überall bemüht, Ihnen einen tollen Service zu bieten.

Natürlich hat dies alles auch seinen Preis und kann mitunter auch teuer sein. Manchmal überzogen teuer. Dazu müssen Sie sich selbst ein Bild machen und Prioritäten setzen.

Meine Freizeit-Tipps für Ihren USA-Aufenthalt

Jeder ist anders und jeder hat seine eigenen Vorstellungen von gelungenen Freizeitaktivitäten. Ich habe Ihnen im folgenden Abschnitt eine Liste mit meinen Tipps zu Freizeit-Ideen zusammengestellt, die ich in den USA genossen habe. Ich gehe dabei bewusst auf Aktivitäten ein, die typisch für die USA sind.

Jagen

Jagen in Europa ist mit allerhand Auflagen verbunden und gilt so manchem als anrüchig. Dies ist in den USA ganz anders. Hier finden Sie in jedem Bundesstaat eine Fülle von Jagd-Angeboten für jedermann – vom organisierte Jagd-Wochenenden, wo Sie auch als blutiger Anfänger teilnehmen und Wildschweine schießen können, bis hin zur anspruchsvollen Hirschjagd.

Angeln

Wie auch beim Jagen gibt es beim Angeln wenig Restriktionen. Man wirft üblicherweise gefangenen Fisch zurück ins Wasser („catch and release“), aber natürlich können sie diesen auch zum Verzehr mit nach Hause nehmen. Hier müssen Sie ggf. saisonale Mindestgrößen usw. beachten.

Fliegen lernen

Fliegen ist sehr populär in den USA und es ist erheblich einfacher, in den USA seinen Pilotenschein zu machen, als in Europa und günstiger noch dazu. Rechnen Sie mit Kosten von rund $6,000, um auf einer Cessna fliegen zu lernen.

Golf spielen

Das Angebot an Golfplätzen ist in den USA kolossal. Sie haben auch in kleineren Städten oft mehrere Golfplätze. Freilich sind viele Golfplätze als Country Clubs organisiert, wo Sie zuerst Mitglied werden müssen, um diese spielen zu können. Aber gerade Hotels erlauben die Nutzung ihres Golfkurses auch für Nichtmitglieder.

Road Trips mit dem Wohnmobil

Wer Wohnmobile mag, wird Road Trips durch die USA mit einem Winnebago lieben. Die breiten Straßen und höchst komfortablen Campingplätze, die es im ganzen Land gibt, machen Ihren Road Trip zu einem reinen Vergnügen. Nicht wenige Senioren in den USA verkaufen ihr Haus, kaufen ein Wohnmobil und tuckern für 10 Jahre durchs Land.

Reiten

Auch das Reiten ist in den USA oftmals viel günstiger und leichter zugänglich, als in Europa. Viele Amerikaner haben selbst Pferde und der Unterhalt ist weit weniger teuer, als wir das gewohnt sind. Sie finden überall Reitställe, wo sie Reittouren buchen können, zum Beispiel für einen halben Tag. Wer möchte kann auch drei Wochen durch den immer noch wilden Westen reiten.

Städtereisen

Städtereisen übers Wochenende sind in USA sehr beliebt. Las Vegas, New York, Miami und Los Angeles sind meine Favoriten. Laden Sie Ihre Frau auf ein romantisches Wochenende mit ein bisschen Shopping, Theater und guten Restaurants ein. Es gibt eine Vielzahl von Metropolen, die Sie bereisen können.

Boot fahren

Einen „Führerschein“ für Boote gibt es in den USA nicht. Jeder kann jedes beliebig große Boot fahren. Sie können sich ein Speedboot mieten oder eine Motoryacht und damit an der Küste von Florida oder Kalifornien entlang schippern. Natürlich wird Ihnen der Eigner sein Baby ohne das nötige Vorwissen nicht anvertrauen – aber das können Sie ja alles lernen, wenn Sie vor Ort sind.

Weinproben

Es gibt in den USA etliche Weingebiete, die mehr oder weniger bekannt sind. Kalifornien ist in diesem Kontext sicherlich besonders vorzuheben. In allen Weingebieten werden Weinproben angeboten. Und was kann schöner sein, als mit Ihrer Liebsten für ein paar Tage durch eine Weingegend zu fahren und köstliche Weine zu probieren? Passen Sie nur auf, dass sie nicht angetrunken ins Auto steigen!

Skifahren

Skifahren in den USA ist ein Erlebnis für sich. Nie habe ich breitere und längere Pisten gesehen, als in den USA. Und weil die Skigebiete sich auf so großer Fläche erstrecken und es viele Lifte gibt, ist selbst an gut besuchten Tagen die Wartezeit am Lift nicht sehr lang. Ich selbst war mit meinen Kindern in den USA mehrfach Skifahren und Sie können sich darauf verlassen, dass Ihr Skiurlaub für Sie und Ihre Familie unvergessen bleiben wird.

Theaterbesuche

Mir ist bewusst, dass ich bisher relativ wenig kultivierte Freizeitaktivitäten in den USA vorgeschlagen habe. Da will ich nun beim letzten Versuch nochmals neuen Anlauf nehmen. Meine Erfahrung in den USA ist, dass kulturelle Angebote nicht mit denen in Europa mithalten können. Es mag Ausnahmen geben, gut. Aber im großen und ganzen können US-Städte nicht mit dem Kulturangebot europäischer Metropolen Schritt halten.

Dennoch – in fast allen Städten in den USA gibt es regelmäßig sehenswerte Theaterproduktionen, die Sie sich anschauen sollten. Und durch die Größe des Landes hat man dann schon wieder so viele Optionen, dass man sich jedes Wochenende eine andere Bühnenproduktion zu Gemüte führen könnte.

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