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Die USA sind die Auto-Nation schlecht hin. Das Auto dominiert den Personennahverkehr mit einem Anteil von 85% (zum Vergleich: In Europa beläuft sich der PKW-Anteil nur auf 50%-65%). Der öffentliche Nahverkehr ist nur in wenigen US-Städten- und Ballungszentrum so gut ausgebaut wie in Europa. Die Ostküste der USA bildet hier eine Ausnahme.
In den USA sind Benzin und Diesel ist günstig, es gibt nur eine symbolische KfZ-Steuer und die Straßen sind bestens ausgebaut. Sämtliche Einnahmen aus der Mineralölsteuer auf PKW- und LKW-Kraftstoffe werden in den Ausbau und Unterhalt des Straßennetzes investiert und nicht wie in Europa im Gesamthaushalt verplant.
Warum sind die USA so vom Auto abhängig?
Und weil aufgrund von verbesserten Produktionsmethoden wie dem Fließband die Massenmotorisierung in den USA bereits in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts begann, ist die Entwicklung hin zum motorisierten Individualverkehr ein bereits seit fast 100 Jahren anhaltender Trend.
Laufen oder Fahrradfahren ist selten eine wirkliche Option. Nicht nur, dass großflächig Bürgersteige und Fahrradwege fehlen: In den USA wird so weitläufig konzipiert und gebaut, dass der nächste Supermarkt oftmals 5-10km entfernt ist.
Auch ist nach amerikanischem Bauplanungsrecht bzw. Bebauungsplänen die gemischte Nutzung meistens nicht möglich: Während es in Europa gang und gebe ist, dass bei der Erschließung eines Neubaugebiet neben Wohnungen auch Arztpraxen, Geschäfte usw. in der Bauplanung vorgesehen werden, ist dies in den USA nicht zulässig. Hier müssen gewerbliche Betriebe in einem Gewerbegebiet angesiedelt werden. Auch dies führt zu weiten Wegen.
Die amerikanische Bahn – der ewige Patient
Einst der Herold der Modernität, der die Besiedlung des amerikanischen Westens vorantrieb, wird die Eisenbahn in den USA mittlerweile hauptsächlich für den Frachtverkehr eingesetzt – und das sehr erfolgreich. Hier sind die USA fortschrittlicher als Europa und wickeln mehr als sechsmal soviel Fracht über die Schiene ab, als Europa. Über 50% des US-Frachtverkehrs laufen heute über die Eisenbahn.
Aber in der Personenbeförderung spielt die Bahn in Amerika nur eine untergeordnete Rolle. Sie ist für die Bahngesellschaften in den USA seit Jahren ein Verlustgeschäft. Im Jahr 2011 beförderte die US-Zuggesellschaft Amtrak nur 31 Millionen Passagiere. Zum Vergleich: Im afrikanischen Staat Mozambik wurden im gleichen Jahr 108 Millionen Passagiere befördert.
Verstehen Sie mich nicht falsch: Auch heute noch können Sie die USA von Küste zu Küste mit dem Zug bereisen. Amtrak - die amerikanische Bahngesellschaft - operiert ein flächendeckendes Netz an Zugverbindungen durch die ganzen USA. Allerdings fehlt es an schnellen Verbindungen und der Anteil von Personenzügen am Gesamtverkehrsaufkommen ist klein.
Es fehlt an Investitionen ins Streckennetz und sonstige Infrastruktur, aber gerade konservative Politiker setzen lieber auf Straßenbau und vielleicht noch Flughäfen.
Busse & Flugverkehr
In vielen Städten gibt es rudimentäre Busverbindungen. Allerdings: Gerade Busse im Nahverkehr werden oft nur von Personen verwendet, die sich kein Auto leisten können und mit Armut zu kämpfen haben.
Dies gilt in ähnlicher Weise auch für die Busse im Fernverkehr. Der bekannteste Betreiber ist Greyhound. Allerdings werden auch diese Busse überwiegend von Reisenden genutzt, die sich keinen Flug bzw. kein Auto leisten können.
Aufgrund der schieren Größe der USA ist der Flugverkehr bestens ausgebaut. Auch viele kleinere Städte haben einen Flughafen und können über Hubs erreicht werden. Billigfluglinien wie Ryanair oder EasyJet gibt es in den USA leider nicht. Ein Rückflugticket kann so schnell mit $500 zu Buche schlagen.
In der Realität ist daher so, dass die meisten Amerikaner auch lange Autofahrten von 12 und mehr Stunden in Kauf nehmen und lieber mit dem eigenen Auto fahren, als zu fliegen. Dies macht gerade für Familien ökonomisch Sinn.
Ohne Auto werden Sie also in den USA nicht lange überleben. Aber Autofahren muss ja nicht unangenehm sein. Aufgrund der Automatikfahrzeuge und der breiten Straßen finden die meisten Europäer das Fahren in den USA als einfach.
US-Führerschein und Führerscheinprüfung
Weil es ohne Auto nicht geht, wird ein Wagen vermutlich auch eine Ihrer ersten großen Anschaffungen in den USA sein. Aber davor sollten Sie einen US-Führerschein erwerben. Dies ist zwar nicht unbedingt notwendig, um ein Auto zu erwerben und zu versichern, aber Sie fühlen sich schnell wie ein illegaler Einwanderer, wenn Sie keinen US-Führerschein haben. Daher mein Rat: Besorgen Sie sich zunächst einen US-Führerschein.
Dazu werden Sie in manchen Bundesstaaten eine theoretische und eine praktische Fahrprüfung ablegen müssen, in anderen Bundesstaaten können Sie bei Vorlage des deutschen Führerscheins ohne Prüfung einen US-Führerschein erhalten.
Man darf sich die Führerschein-Prüfung nicht so kompliziert wie in Europa vorstellen und sollte keine Angst davor haben. Vorbereiten müssen Sie sich in der Regel nicht. Und wenn Sie den Multiple-Choice-Test am Computer nicht auf Anhieb bestehen, können Sie es gleich nochmals probieren.
Bei der praktischen Fahrprüfung fahren Sie mit dem Beamten der Führerscheinstelle einmal um den Block - einfach! Allerdings müssen Sie dabei Ihren eigenen Wagen mitbringen, ein Mietwagen darf nicht verwendet werden. Und hier beißt sich die Katze in den Schwanz: Sie haben kein Auto, weil Sie keinen Führerschein haben und können ohne Auto keine Fahrprüfung ablegen. Hier gibt es zwei Lösungen: Sie leihen sich ein Auto von einem Freund oder Sie gehen zu einem privaten Testing-Center, die Ihnen einen Wagen für die Prüfung zur Verfügung stellen.
So macht der Autokauf Spaß
Nachdem Sie den Führerschein in den Händen halten und nun zum Autokauf schreiten können, werden Sie zunächst feststellen, dass Autos in Amerika weniger kosten als in Europa. Gut.
Ein weiterer Unterschied zu Europa ist, dass 99.9% aller Fahrzeuge in den USA mit Automatik ausgestattet sind. Auch Dieselfahrzeuge werden Sie keine finden - außer, wenn Sie einen der größeren Pickup-Trucks kaufen möchten. Und Kleinwagen sind in den USA bei weitem nicht so populär wie in Europa. Der Sprit ist billig, also fährt man lieber ein größeres Auto. Viele Männer in den USA (auch ich!) fahren den obligatorischen Pickup-Truck mit 5L Benzinmotor, 450 PS und Allradantrieb. Aber natürlich geht es auch dezenter.
Um ein Auto zu kaufen gehen Sie zu einem Autohändler Ihrer Wahl und erwerben eines der Autos, die beim Händler auf dem Hof stehen. Langwierige Bestellprozesse, wo sie Wochen und Monate auf den speziell für Sie konfigurierten Wagen warten, kennt man in den USA nicht.
Nach einem halben Tag fahren Sie mit Ihrem neuen Auto beim Händler weg. Der Autohändler unterstützt Sie bei allen Details: Finanzierung, Versicherung, Nummernschild usw. - Sie brauchen sich um nichts zu kümmern. A pro pos Finanzierung: Auch wenn es ohne eine positive Kreditauskunft in den USA komplizierter ist, einen Autokredit zu bekommen, sollten Sie dies auf jeden Fall versuchen, auch wenn Sie eine höhere Anzahlung leisten müssen. Der Autokredit wird sich nämlich schnell positiv auf Ihre Bonität und Ihren Credit Score auswirken.
Vor diesem Hintergrund tun Sie gut daran, sich erst ein Auto zu kaufen, wenn Sie Ihre amerikanische Sozialversicherungsnummer (Social Security Number / SSN) erhalten haben, da diese erforderlich ist, um eine Finanzierung zu beantragen.
Alkohol am Steuer und andere Verkehrsdelikte
Noch ein Wort zur Verkehrspolizei, Strafzetteln und Verkehrsdelikten: Radarfallen sind in den meisten Bundesstaaten verboten. Zulässig ist, dass ein Polizist die Geschwindigkeit entgegenkommender Fahrzeuge mit einer Radarpistole misst.
Bei Geschwindigkeitsverstößen und anderen Verkehrsdelikten erhalten Sie Punkte und zu viele Punkte führen zu teureren Versicherungsprämien und zu Fahrverboten. Das System ist also ganz ähnlich wie in Europa. Ich würde jedem Mandanten raten, jeden einzelnen Strafzettel gerichtlich anzufechten. Das kostet oft weniger als $150 und aufgrund der ineffizienten Verwaltung erhalten Sie vielfach Recht.
Trunkenheit am Steuer wird in den USA sehr ernst genommen. Werden Sie erwischt, dann landen Sie garantiert für eine Nacht im Gefängnis und Ihr “Mugshot” wird mit Name im Internet veröffentlicht. Sie müssen sich dann gerichtlich mit Ihrem Fehlverhalten auseinandersetzen und werden leicht $15,000 - $20,000 hinlegen müssen, um einigermaßen heil aus der Sache herauszukommen. Es lohnt sich nicht. Fahren Sie lieber Taxi, auch wenn den das Taxi $100 kostet.
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