Die Pandemie hat die Börsengänge von SPACs in den USA beschleunigt. Warum das so ist und welche Chancen sich dabei für deutsche Wachstumsunternehmen bieten, wird hier erklärt.
SPAC ist eine Abkürzung die in der Unternehmerwelt momentan für Euphorie sorgt. Denn durch die Special Purpose Acquisition Company lasst sich der Börsengang beschleunigen. Mehr dazu erfahren Sie hier.
Zuallererst stellt sich hier die Frage, was SPACs überhaupt sind. Das Akronym steht für Special Purpose Acquisition Company. Der Zweck ergibt sich also bereits aus dem Namen. Eine SPAC wird dazu eingesetzt, um ein privates Unternehmen zu akquirieren und es an die Börse zu bringen. In den USA ist dieser vereinfachte Börsengang bereits ein gängiges Verfahren. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist Richard Bransons Unternehmen Virgin Galactic, welches so den konventionellen Weg des IPOs (Initial Public Offering, deutsch Börsengang) umgangen ist.
Was ist der Unterschied zwischen einem SPAC-IPO und einem traditionellen IPO?
Beim traditionellen IPO ist es üblich, dass ein privates Unternehmen sich in Zusammenarbeit mit Investitionsbanken und Finanzanalysten gemäß den umfangreichen Auflagen, Prüfungen und Anforderungen den Weg zum Aktienmarkt bahnt. Das Prozedere dauert lang, erfordert sehr genaue Kontrollen und ist kostenintensiv. SPACs hingegen sind sogenannte Blankoscheck-Unternehmen. Sie werden mit der alleinigen Absicht gegründet, eine Privatfirma zu übernehmen. Eine SPAC ist nicht selbst wirtschaftlich tätig. Die SPAC existiert lediglich dazu, die formellen Schritte zum Börsengang zu durchlaufen. Danach wird nach Investoren gesucht. Allerdings muss bei der Investorensuche kommuniziert werden, dass das Unternehmen eine leere Firmenhülle darstellt. Potenzielle Investoren wissen also oftmals nicht, welches Unternehmen genau letztendlich von der SPAC übernommen wird. Sie werden zu diesem Zeitpunkt meist lediglich über die finanziellen Kriterien und die Branche, welche die SPAC-Manager zur Übernahme ins Auge fassen, informiert. Deswegen spielt bei einer SPAC das dahinterstehende Managementteam eine besonders wichtige Rolle. Wer sich also im Bereich der Finanzwirtschaft bereits einen vertrauenswürdigen Namen erarbeitet hat, wird es leichter haben, Investoren zu finden. Hedgefond-Gigant Bill Ackmann sammelte so im Juli 2020, also noch in der Frühphase der Pandemie, vier Milliarden US-Dollar für sein SPAC-Unternehmen, welches später zur Übernahme von Anteilen der Universal Music Group diente. Ein bekannterweise großer Fan von SPACs ist auch Richard Branson, welcher u.a. durch dieses Verfahren den Börsengang des populären DNA-Test-Unternehmens 23andMe ermöglichte. Branson hat bereits angedeutet, dass er seine nächste SPAC in Amsterdam gründen und somit den in den USA bereits etablierten Trend auch in Europa stärken möchte.
Was sind also die Vorteile einer SPAC ?
- Zeitersparnis: Der traditionelle Börsengang eines Privatunternehmens kann teils mehrere Jahre dauern. SPACs hingegen können innerhalb weniger Monate gegründet werden. Wenn die SPAC bereits ihre Börsenzulassung hat, kann der Zusammenschluss von zwei Unternehmen mit weitaus weniger Aufwand durchgeführt werden.
- festgelegte Preise: Da eine SPAC zur Übernahme eines Privatunternehmens gegründet wird, wird der Preis vorher zwischen den beteiligten Parteien ausgehandelt. Dadurch setzt sich ein Privatunternehmen nicht den gleichen Schwankungen des Finanzmarkts aus wie beim üblichen IPO. Unternehmen haben somit mehr finanzielle Sicherheit Dieser Faktor war mit Sicherheit ein ausschlaggebender Grund für die vermehrte Gründung von SPACs während der Pandemie.
- weniger strenge Prüfungen: Da SPACs selbst keine aktiven Unternehmen sind, fällt ihnen der Weg an die Börse oft leichter. Das Kapital wird von Investoren gesammelt und die Finanzen sind wesentlich übersichtlicher als bei einem Unternehmen, welches jahrelang tätig war. Auch die Einschätzung des eigentlichen Werts eines IPO wird hier vereinfacht.
Die Bedeutung der SPACs für deutsche Wachstumsunternehmen
Während der amerikanische Börsenmarkt dank SPACs inmitten der Pandemie boomt, herrscht in Deutschland immer noch Flaute. Dabei könnte der SPAC-Boom dem deutschen Unternehmermarkt durchaus auf die Sprünge helfen. Schließlich ist der Gang an die Börse das Ziel jedes Wachstumsunternehmens, um somit Kapital anzulocken. Momentan gelten die Auflagen für die Gründung einer SPAC in Amsterdam europaweit als die besten. Auch Ex-Commerzbank-Chef Martin Blessing ist ein Befürworter der SPACs. Er hat es sich zum Ziel gemacht, durch die Gründung einer europäischen SPAC einem FinTech-Unternehmen den Börsengang zu ermöglichen. Bis zu 415 Millionen Euro sollten durch die Firmenhülle mit dem Namen European FinTech IPO Company ursprünglich gesammelt werden. 383 Millionen sind es zum Schluss geworden. Denn inzwischen ist Martin Blessing bei der Suche fündig geworden. Ein FinTech Unternehmen ist es allerdings nicht geworden. Stattdessen hat er es auf das niederländische Unternehmen Azerion abgesehen, welches beim Börsengang mit 1,3 Millionen bewertet wird. Azerion platziert Werbungen in Online Spielen.
Das europäische Beispiel HomeToGo
Im September letzten Jahres hat die Reiseplattform HomeToGo mit ihrem SPAC-Börsengang auf sich aufmerksam gemacht. Die Übernahme der Plattform fand durch die Lakestar SPAC des bekannten Start-up-Investoren Klaus Hommels statt. Das angestrebte Zielkapital bei der Übernahme wurde allerdings nicht erreicht. HomeToGo hatte auf 350 Millionen Euro gehofft. Die an der Lakestar SPAC beteiligten Aktionäre sollten ihre Aktien in HomeToGo-Aktien umtauschen. Rund 37 % der Anteilhaber stimmten aber dagegen. Am Ende belief sich das Startkapital auf ca. 250 Millionen Euro, also 100 Millionen weniger als geplant. Die Lakestar SPAC war bereits seit Februar 2021 an der Börse und hatte seitdem nach dem richtigen Unternehmen Ausschau gehalten. Dieses Beispiel macht klar, dass das Vertrauen in das Management der SPAC bei Investoren eine wesentliche Rolle spielt. Wird nämlich das falsche Unternehmen übernommen, wird sich der Traum von der Super-Rendite nicht erfüllen. Mit Sicherheit aber bieten SPACs optimale Voraussetzungen für eine Beschleunigung des Unternehmenswachstums.
Die erfolgreichen Börsengänge der SPACs von Martin Blessing und Klaus Hommels belegen, dass eine SPAC eine durchaus interessante Alternative zum traditionellen IPO Börsenweg darstellt. Falls Sie sich für die Gründung einer SPAC interessieren, unterstützen wir Sie gerne bei der damit zusammenhängenden Risiko- und Eignungsprüfung. Auch zum genauen Ablaufprozess und den notwendigen formalen Schritten, geben wir Ihnen gerne nähere Auskunft.