Verbraucherstimmung auf Tiefpunkt, aber Einzelhandelsumsätze steigen
Die Amerikaner bewerten ihre eigene Wirtschaft deutliche schwächer als sie tatsächlich ist. Interessanterweise passen ihre Worte und Taten nicht zusammen.
Die Stimmung der Verbraucher ist auf einem 10-Jahres-Tief und sank im November auf ein Niveau, das nicht einmal während des Höhepunkts von Covid-19 erreicht wurde. In einer ABC News-Washington Post-Umfrage bewerten 70 Prozent der Amerikaner die Wirtschaft negativ.
Dennoch kaufen sie im großen Stil, die Einzelhandelsumsätze stiegen im Oktober so schnell wie seit der Auszahlung der Konjunkturpakete im März nicht mehr. Das ist entscheidend, denn die Verbraucherausgaben machen zwei Drittel der US-Wirtschaft aus. Positive Zeichen kommen auch aus dem Arbeitsmarkt, deutlich stärker als die Regierung ursprünglich annahm.
Taten gegen Worte
Irgendetwas passt da nicht zusammen. Die Lebenshaltungskosten steigen und die Amerikaner sind darüber unglücklich. Die Inflation überschattet die wirklichen Lichtblicke in der US-Wirtschaft. Gus Faucher, Chefökonom bei PNC, schildert, die Inflation sei jeden Tag zu spüren und daher überstrahle sie die allgemein guten Wirtschaftsnachrichten. Es entstehe der Eindruck das Inflationsproblem ist größer als es tatsächlich ist.
Die gute Nachricht ist, dass die Amerikaner trotz der hohen Inflation und der Lieferkettenkrise immer noch einkaufen. Der Bericht über die Einzelhandelsumsätze im Oktober übertraf die Erwartungen bei weitem und die US-Wirtschaft geht mit viel Schwung in die Weihnachtssaison. Aneta Markowska, Chefvolkswirtin bei Jefferies, sagt daher, sie glaube nicht an das Ergebnis des Vertrauensberichts, da es im Gegensatz zum tatsächlichen Handeln der Amerikaner steht.
Kündigungen als Vertrauensbeweis
Der Arbeitsmarkt erholt sich insgesamt weiterhin mit hohem Tempo von der Pandemie. Dank einer Welle von Neueinstellungen im Oktober sank die Arbeitslosenquote auf 4,6 Prozent. Noch im April 2020 lag sie bei knapp 15 Prozent. Goldman Sachs prognostiziert eine Arbeitslosenquote von 3,5 Prozent bis Ende nächsten Jahres. Dies würde dem 50-Jahres-Tief vor der Pandemie entsprechen.
Es gab Befürchtungen über eine Verlangsamung der Neueinstellungen, die Daten zeigen aber, dass die Regierung das Beschäftigungswachstum zwischen Juni und September drastisch unterschätzt hat. Das Arbeitsministerium korrigierte seine ursprüngliche Prognose in diesem Zeitraum um insgesamt 626.000 Stellen nach oben. Die Kündigungen von 4,4 Millionen Amerikanern im September sind ein klarer Beweis für den Einfluss der Arbeitnehmer in der heutigen Wirtschaft und ein eindeutiges Zeichen des Vertrauens in den Arbeitsmarkt. Dort steigen die Löhne und die Unternehmen kämpfen um Talente.
Inflationsdauer überrascht
Der guten Nachrichten zum Trotz stellt die Inflation eine echte Herausforderung dar. Sie ist stärker und langanhaltender als das Weiße Haus, die Federal Reserve und die klugen Köpfe an der Wall Street erwartet hatten. Sie wird außerdem noch monatelang hoch bleiben. Das Ergebnis sind weiterhin steigende Verbraucherpreise und eine sich verschlechternde Verbraucherstimmung.
Viele Amerikaner haben noch nie zuvor eine Phase des Preisschocks erlebt, was zu der schlechten Stimmung und somit zum Problem beiträgt. Die Inflation war in den letzten zwölf Jahren ungewöhnlich niedrig. Viele Ökonomen befürchteten gar eine Deflationsspirale nach japanischem Vorbild. Die heutige Inflation ist zu einem großen Teil auf die boomende Nachfrage zurückzuführen. Die Wirtschaft erstarkt schneller, als es viele im März 2020 für möglich gehalten hätten. Wenn die Erholung der Großen Rezession zügig voranschreiten würde, wäre das Inflationsproblem bald Geschichte.
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