Mögliche Szenarien der US-Wirtschaft

Die Wirtschaft erzielt Rekord-Ergebnisse mit einer geringeren Anzahl an Beschäftigten. Die erhöhte Produktivität könnte zu einer kleineren Erwerbsbevölkerung führen. Auch die Rückkehr zu Beschäftigungstrends aus der Vergangenheit sind möglich.

Die US-Wirtschaft ist über den Sommer auf Hochtouren gelaufen: Wachstum, Verbrauchernachfrage, Lohnzuwachs und offene Stellen haben mit der Wiedereröffnung des Landes ein historisch hohes Niveau erreicht.

Beim Aufschwung entstand eine Kluft zwischen der Erholung des BIP und der Beschäftigung. Ersteres erholt sich viel schneller als letztere. Das reale BIP hat vor kurzem seinen Höchststand vor der Pandemie überschritten, aber im Juli gab es in den USA immer noch etwa 5,7 Millionen weniger Beschäftigte als im Februar 2020. Dies deutet auf einen starken Anstieg der Produktivität hin.

Mit weniger Arbeitskräften mehr erreichen

Eine Möglichkeit ist, die Produktivitätsgewinne, die während der Pandemie zu verzeichnen waren, mit einer dauerhaft kleineren Erwerbsbevölkerung beibehalten zu können. Die Arbeitskräfte, ohne Beschäftigung, würden an der Seitenlinie verweilen und die Wirtschaft trotzdem wachsen.

Der Wirtschaftsblogger Kevin Drum hat einige Berechnungen angestellt. Seinen Schätzungen zur Folge wird die Produktion Ende 2022 in etwa dort liegen würde, wo sie ohne die Pandemie gewesen wäre, allerdings mit nur etwa 3,5 Millionen mehr beschäftigten Amerikanern als heute. Dies wären über zwei Millionen weniger als vor dem Pandemiebeginn.

Robert Gordon ist Wirtschaftswissenschaftler und hat sich auf die Untersuchung langfristiger Trends bei Produktivität und Wirtschaftswachstum spezialisiert. Er teilt ähnliche Gedanken wie Drum. Dies sorgte in der Wirtschaftswelt für großes Aufsehen, da Gordon als Pessimist bekannt ist, wenn es um die Produktivität geht.

Gordon wies aber auch darauf hin, dass ein großer Teil des Produktivitätszuwachses im letzten Jahr von einkommensstarken, hochproduktiven Arbeitnehmern ausging, die ihre Arbeit von zu Hause aus erledigen können. Sollten sich diese Trends fortsetzen könnte sich, laut Gordon, das Produktivitätswachstum in der gesamten Wirtschaft abschwächen, da Sektoren wie Gewerbeimmobilien und öffentliche Verkehrsmittel in einem Umfeld, in dem Bürogebäude in den Geschäftsvierteln der Innenstädte leer stehen, zu kämpfen haben.

Mit mehr Arbeitskräften in neue Höhen

Es gibt jedoch auch eine andere mögliche Zukunft. Wenn das Produktivitätswachstum anhält und die USA zu Beschäftigungstrends aus der Zeit vor der Pandemie zurückkehren, könnte dies das gesamtwirtschaftliche Wachstum in den kommenden Jahren ankurbeln.

Der Bloomberg-Kolumnist Conor Sen hat seine eigenen Berechnungen angestellt. Er schrieb, die Vereinigten Staaten werden in den kommenden Jahren ein jährliches BIP-Wachstum von sieben Prozent verzeichnen. Seine Angaben liegen weit über den meisten Schätzungen. Sen geht davon aus, dass bis Ende 2022 wieder die Beschäftigungstrends von vor der Pandemie erreicht werden. Investitionen der Unternehmen in Automatisierung und andere Technologien werden, ihm zufolge, für ein anhaltendes Produktivitätswachstum sorgen.

Dies scheint auch das Ziel von Präsident Joe Biden und der von den Demokraten vorgeschlagenen Wirtschaftspolitik zu sein. Sowohl das überparteiliche Infrastrukturgesetz im Umfang von einer Billion Dollar als auch die wahrscheinliche Übergangsfinanzierung in Höhe von 3,5 Billion Dollar enthalten zahlreiche Vorschläge zur Steigerung der Produktivität durch Investitionen in eine bessere physische Infrastruktur und zur Erleichterung des Wiedereinstiegs in das Berufsleben.

Entscheidung der Arbeitnehmer wird den Ausschlag geben

Vorgestellt wurden die Enden eines breiten Spektrums. Die Wirtschaft könnte in der Mitte landen, mit mäßigen bis schnellen Zuwächsen bei Beschäftigung und Wachstum. Vieles wird durch die Entscheidungen der Arbeitskräfte bedingt. Die USA haben in einem enormen Tempo neue Arbeitsplätze geschaffen, konnten die Erwerbsbeteiligung aber nicht auf das Level vor der Pandemie hieven.

Wenn die offenen Stellen verlockend genug sind, um diese abwesenden Arbeitskräfte anzulocken, könnte es zu einem Wirtschaftsboom kommen. Sofern dies nicht der Fall ist, oder wenn die Produktivitätssteigerungen des letzten Jahres, eine dauerhafte Schrumpfung von Arbeitsplätzen bedeutet, könnte eine produktivere, aber kleinere Erwerbsbevölkerung die Folge sein.

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