Welcher US-Bundesstaat ist der beste Standort für mein Unternehmen in den USA?

Erfahren Sie hier welche Faktoren Sie bei der Wahl Ihres Unternehmensstandortes in den Staaten berücksichtigen sollten und was wir Ihnen empfehlen

Wer ein Unternehmen in den USA gründen will, stellt sich ziemlich schnell die Frage, in welchem US-Bundesstaat das Unternehmen seinen Sitz haben soll. Die Meinungen gehen dabei weit auseinander und nicht selten spielen emotionale Faktoren eine wichtigere Rolle, als Fakten.

Meine Meinung ist: Sie sollten die Frage des besten Unternehmensstandortes bzw. US-Bundesstaates komplett auf Basis praktischer und betriebswirtschaftlicher Überlegungen entscheiden. Es macht keinen Sinn, in Wyoming ein Unternehmen nur deswegen anzusiedeln, weil es dort keine Körperschaftsteuer auf Bundesstaatsebene gibt. Sicher, wenn Sie ein Rancher sind, ist Wyoming schon schön. Aber wenn es um gute Erreichbarkeit, Präsenz, Nähe zum Markt, Rekrutierung von gutem Personal etc. geht, haben solche Standorte einen klaren Nachteil.

Beginnen Sie damit, sich folgende Fragen zu stellen:

  • Wo gefällt es mir am besten?
  • Wo befinden sich meine Kunden?
  • Nützt mir die Präsenz vieler anderer Player meiner Branche (Silicon Valley, Wall Street)?
  • Wo finde ich Mitarbeiter?
  • Welches Image will ich der Außenwelt mit meiner Standortwahl präsentieren?
  • Wie gut ist der Standort erreichbar? Von Europa? Aus den USA?
  • Stehen die Standortkosten (Mieten, Löhne etc.) im Verhältnis zu meinen erwarteten Erträgen?

Ich behaupte, dass 90% aller Unternehmen durch die Beantwortung dieser einfachen Fragen die richtige Standortentscheidung treffen können.

Die restlichen 10% stellen meiner Erfahrung nach Sonderfälle dar, die wir weiter unten behandeln.

Registersitz und/oder Verwaltungssitz?

Es ist in den USA durchaus üblich, besonders bei größeren Unternehmen, dass die Gesellschaft den Registersitz in einem Bundesstaat hat, der eigentliche Firmen bzw. Verwaltungssitz sich aber in einem anderen Staat befindet.

Gutes Beispiel: Facebook. Meines Wissens ist Facebook eine C-Corp, die in Delaware registriert ist. Aber wir wissen alle, dass Facebook vom Silicon Valley aus arbeitet und dort den Verwaltungssitz hat. Viele US-Gesellschaften wählen Delaware als Registersitz, weil Delaware im Kontext der Konzern-Rechtsprechung in den USA den besten Ruf hat und aufgrund seiner langen Rechtstradition auf viele Präzedenzfälle im Case-Law verweisen kann.

In diesem Fall gilt also kalifornisches Steuer- und Handelsrecht, aber da Haftungsfragen ein Aspekt des Gesellschaftsrechts sind, werden diese am Registersitz verhandelt und entschieden.

Inwieweit dies bei einem kleineren Unternehmen eine Rolle spielt, lasse ich jetzt einmal dahingestellt. Wir sprechen im Kontext dieser Seite über den Verwaltungssitz, d.h. den eigentlichen Standort. Ob hier dann eine lokale Gesellschaft angemeldet wird oder eine Gesellschaft aus einem anderen Bundesstaat, lässt sich am besten während der Erkundungs- und Konzeptionsphase Ihres Vorhabens klären.

Müssen Gesellschaften in Delaware und Nevada wirklich keine Steuern bezahlen?

Auf dieser Seite erfahren Sie zu mehr zur Besteuerung von US-Corporations.

Wenn Sie sich mit der Gründung einer US-Gesellschaft näher beschäftigen, stoßen Sie hinsichtlich des besten Sitzstaates schnell auf die US-Bundesstaaten Delaware und Nevada. Dabei wird Ihnen vermutlich der Eindruck vermittelt, dass Corporations in diesen beiden Staaten besondere Vorteile, vor allem steuerlicher Art, genießen.

Dies ist allerdings ein Mythos. Es ist korrekt, dass sehr viele US-Gesellschaften in Delaware und Nevada gegründet werden. Sicherlich ist die Gründung in beiden Staaten besonders einfach und schnell und auch der laufende Verwaltungsaufwand ist in beiden Staaten besonders gering.

Allerdings bieten weder Corporations in Delaware noch Nevada besondere Steuervorteile. Delaware erhebt sogar eine relativ hohe Körperschaftsteuer. Zwar erhebt Nevada in der Tat keine Körperschaftsteuer, aber die sehr viel höhere Steuer auf Ebene auf Bundesebene wird trotzdem fällig. Daher wird Nevada auch bedingt von uns empfohlen, allerdings lassen sich letztlich die gleichen Steuervorteile auch in anderen Bundesstaaten realisieren.

Tatsächlich raten wir den meisten Mandanten davon ab, ihre Corporation in Delaware und Nevada zu gründen – gerade wegen des oben erwähnten Rufes, den beide Sitzstaaten haben. Eine Gesellschaft in einem anderen Bundesstaat erweckt einfach weniger Aufsehen.

Sonderfälle

Tatsächlich gibt es bei der Standortfrage im einen oder anderen Fall auch sehr ernstzunehmende externe Faktoren, welche Sie in Ihrem Handlungsspielrau, beeinflussen. Auf drei diese Sonderfälle gehen wir hier ein.

Sonderfall 1: Großunternehmen

Wenn Sie ein Großunternehmen in den USA gründen wollen, hundert Arbeitsplätze schaffen möchten und planen, mehrere Millionen in den Standort zu investieren, macht es auf jeden Fall Sinn, sich über Subventionen Gedanken zu machen. Diese gibt es in den USA in Hülle und Fülle.

Ein sarkastisches Sprichwort zu diesem Widerspruch (Kapitalismus und öffentliche Förderungen) sagt: „Socialism for the rich, capitalism for the poor.“

Texas ist der Staat, der die meisten Fördermittel bezahlt. Dieser Artikel aus der New York Times von 2012 beziffert die Subventionen im Detail. Hier ein daraus stammendes Schaubild zur Situation in Texas. Daraus können Sie auch gleich die Art der Subventionen ersehen, die von den Bundesstaaten üblicherweise bezahlt wird. Nämlich vor allen Erstattung der Umsatzsteuer, der Gemeindesteuer und Erlass der bundesstaatlichen Körperschaftsteuer.

Sonderfall 2: Spezialbranche (z.B. Marihuana-Produkte, Nahrungsergänzungsmittel etc.)

Wer in einer Spezialbranche tätig ist wie die oben genannten, ist in der Standortauswahl beschränkt, denn diese Themen sind alle auf Bundesstaatsebene geregelt.

Das Gleiche gilt im Übrigen für Versicherungen und Finanzdienstleister, ebenso wie für Hersteller bzw. Händler von bestimmten Medikamenten. Wenn Sie also in einer Branche tätig sind, die bekannt für ihre Regulierungswut ist, muss dieser Gesichtspunkt bei der Standortauswahl besonders gewichtet werden.

Sonderfall 3: Visa/Green Card (z.B. EB5)

Eine der Bedingungen für ein EB5 Visum ist, dass sie entweder $1.800.000 in irgendeinen US-Betrieb investieren oder aber nur $900.000 in einen ländlichen Betrieb.

Wer die letztere Option für sich wählt, ist zwangsläufig bei der Standortauswahl eingeschränkt. Hier muss die Visaplanung also im Vordergrund aller weiteren Überlegungen stehen. Folglich geht es hier um die Frage, in welcher ländlichen Gegend Ihre Investition am erfolgversprechendsten ist.

Sonderfall 4: Übernahme eines Unternehmens

Wer die Übernahme eines Unternehmens plant, bei dem sollte die Wahl des richtigen Übernahmekandidaten im Vordergrund stehen und weniger, wo sich dieser befindet (solange der Standort nicht den strategischen geschäftlichen Erfolg beeinträchtigt).

Ein gutes Unternehmen in einem „schlechten“ Sitzstaat ist auf jedem Fall einem schlechten Unternehmen in einem „guten“ Sitzstaat vorzuziehen.

Hier finden Sie die 10 beliebtesten US-Staaten für ausländische Direktinvestitionen.